Grosser Abzug ab kleinem Negativ : geht das überhaupt ?

Gerade weniger routinierte Analogfotografen stellen sich diese Frage immer wieder mal. Die Antwort lautet : JA, aber…Der Reihe nach :

Die Empfehlungen in den einschlägigen Foren kommen natürlich nicht von ungefähr. So lässt sich nicht per se jedes Negativ maximal vergrössern (oder wenn dann von eher routinierteren DuKa-Profis). Die “Schwarmintelligenz” zum Thema analoge Prints aka Silbergelatine-Abzüge hat sich auf maximale Grösse ab Kleinbild-Negativ eingeschossen : mehr als 8fache Vergrösserungen sollte man der Gilde der Mittelformatfotografen überlassen. So der “Dunkelkammer-Volksmund” .

“eifach mal mache!”

Am vergangenen Mittwoch war ich zu Besuch bei Fotobuddy Rolf Duchene in Adliswil. Und weil mein Namensvetter “fototechnisch ähnlich tickt” wie ich war schnell klar : das probieren wir jetzt einfach mal aus . Der Plan : von einem Kleinbildnegativ (24x36mm) einen Abzug von 40x30cm herstellen….Unmöglich ? Mitnichten 🙂

Aufwand und “Ertrag”

Wer Abzüge auf grossformatigen Papier herstellen will muss sich bewusst sein, dass alles etwas aufwändiger und auch zeitintensiver wird. Das kann u.U. in kleinen oder kleinsten Dunkelkammern ziemlich stressig werden. Was das bedeutet ?

#1 Platz

Wer grosse Abzüge machen will braucht auch dem entsprechend viel Platz. Im Idealfall Platz für 4 Schalen (in unserem Fall 30x40cm) . PLUS : etwas extra Arbeitsfläche um Probestreifen zu schneiden.

#2 mehr Chemie

Die üblichen 1 Liter Entwicklerchemie reichen schlecht aus, um das belichtete Papier zügig gesamtflächig und gleichmässig mit dem Entwickler zu bedecken. Besser gleich 2 Liter anmischen !

#3 Geduld

Kleinere Abzüge (13×18 , 18×24 z.B.) werden (abhängig von der Dichte des Negativs) problemlos erstellt; die Belichtungszeit (abhängig von der eingestellten Blende) beträgt jeweils nur wenige Sekunden. Generell empfiehlt sich“s, mit Geduld und Umsicht ans Werk zu gehen (weil grosses Papier auch etwas mehr kostet…) Aber das machen wir ja sowieso 🙂

Die Belichtung eines KB-Negativs auf die besagten 30x40cm Papiergrösse kann schon etwas dauern…. 

“The making of”

– Bereitstellen eines knackscharfen Negativs  (DIE KASTANIE ; Ilford Kleinbildfilm HP5; belichtet “at boxspeed” 400 ISO, entwickelt in Rodinal)

– einlegen des Negs. in den Vergrösserer und auf gewünschte Grösse ausfahren; mit dem Kornsucher Schärfe einstellen. /Ausschalten.

– Bäder (Entwickler / Stop / Fixierbad / Wässerung) einrichten

– Schärfe und Einstellungen nochmals kontrollieren

– unter ROTLICHT Probestreifen positionieren und in Sequenzen belichten (1.Versuch in 5 sek.-Schritten x 12; Total 1 Minute mit Blende 8)

– entwickeln > auch nach 1 min. im Bad keinerlei Anzeichen eines Bildes….

– 2. Versuch, Probestreifen selbe Sequenzen, diesmal mit Blende 5.6 (=doppelte Lichtmenge) ; entwickeln und bei Tageslicht beurteilen. / Anhand der Papierschwärzung den D-Max eruieren; in unserem Fall 58 Sekunden bei Blende 5.6

– Papier Ilford RC wird 58 Sekunden belichtet; die Kastanie wird abgewedelt (neudeutsch auch Dodging and Burning genannt) und der “negative space” bekommt zusätzliche 20 Sekunden Licht; Entwickelt in Adotol, Stop und Fix ; Fertig !

Fazit

Es ist jedem klar, dass ein kleiner Abzug vom selben Negativ deutlich schärfer ausfällt. Und doch : wir waren positiv überrascht von der Qualität. Einer Grossvergrösserung ab KB-Negativ steht nichts im Weg, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt werden. So wird nicht “nur” ein knackscharfes Negativ benötigt, sondern auch ein qualitativ hochstehendes Vergrösserungsobjektiv . Übrigens : 40x30er Papier gibts auch in  20er-Packung. Besten Dank an Rolf Duchene für den spannenden Fotonachmittag und den schönen Print !

Viel Spass beim Nachmachen 🙂