Analog für Neulinge
Analoge Fotografie : die ersten Schritte sicher bewältigen
“Aller Anfang ist schwer” sagt ein altes Sprichwort. Das ist in der Film-Fotografie bestimmt auch so. Digitalfotografen habens da einfacher : Zielen, abdrücken und fertig. Zur Sicherheit gleich noch eine Salve hinterher schiessen…. mindestens eine von den 10 gemachten Aufnahmen wird bestimmt gut 🙂
Bei Film läufts anders. Analog fotografieren heisst (auch) Entschleunigen. Vor dem geistigen Auge sein Bild “komponieren” ; sich überlegen ob sich das Auslösen des Verschlusses überhaupt lohnt , sich überlegen ob es womöglich Sinn machen würde auf besseres Licht zu warten .Diese, und etliche andere Überlegungen müssen gemacht werden. Abhängig vom Motiv, Wetter, Lichtverhältnissen, Film, Filmempfindlichkeit und Tageszeit. Tönt komplex (und ist es auch…). Meister fallen bekanntlich nicht vom Himmel.
Kein Grund zur Panik 🙂 Ich helfe Ihnen, ihre ersten Gehversuche zu meistern !
Wer ernsthaft mit dem Gedanken spielt, in die faszinierende Welt der analogen Fotografie einzusteigen sieht sich oftmals überfordert , schon bevor es richtig losgeht.. Die Materie erscheint manchem Laien komplex; zu viele unbekannte Parameter , viele Fragen und keiner in der Nähe der sie beantwortet 🙂 Ältere Interessenten haben hier vielleicht Vorteile, da sie die Ära der Filmfotografie miterlebt haben. Etliche Digitalfotografen liebäugeln (heimlich) wieder mit der guten alten Analogen , die da vergessen, irgendwo in einer Schublade ihr Dasein fristet… Die Tatsache, das wieder frisches Blut in den Adern der Fotoindustrie fliesst ist in erster Linie der Jugend zu verdanken. Die starke Nachfrage hat den Markt befeuert : es gibt etliche spannende neue Filme, Objektive nach Petzval-Bauart (wie vor 100 Jahren), neu mit Steckblenden, ja selbst Digital-Rückteile für Vintage- Kleinbild- und Mittelformat-Kameras gibts zu kaufen! ..”es tut sich was ”
Analog fotografieren : so gelingt`s, garantiert !
- “Die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt”, nicht wahr. Diese ersten Schritte sind wichtig, wenn Sie nachhaltig Freude am Fotografieren haben wollen. Es ist WICHTIG , ein paar wenige physikalische Dinge zu verstehen. Im Grunde einfache Dinge. Hierbei ist es belanglos, ob ihre Kamera 15.- oder 15k gekostet hat :-), solange Sie Zeit, Blende und ISO (ASA) manuell einstellen können.
- Wenn Sie bereits (digital) fotografieren sind sie klar im Vorteil, wenn ihnen die manuelle Bedienung ihrer Kamera geläufig ist. (Zahlreiche Digitalfotografen benutzen bloss die Automatikprogramme und verpassen so die Möglichkeit, kreativ auf die Bildaussage einzuwirken!) Verlassen Sie getrost ihre “Comfort Zone” und stellen sie ihre Kamera auf “M” wie manuell. Zeit, Blende und ISO (ASA) stehen in direkter Beziehung zu einander. Verändern Sie die Werte manuell (z.B. Zeit und Blende bleiben, ISO wird verändert…), verändern sie 2 der 3 Parameter. Vergleichen Sie die Ergebnisse ! Mit einer Digitalkamera lässt sich so auf einfache und anschauliche Weise simulieren, wie sich auch ihre analoge Kamera verhalten wird. (Link weiter unten)
- Los geht`s ! Ihre Spiegelreflex- oder Messucherkamera wird nun vorbereitet. Manche Kameras benötigen eine Batterie. Die Beschaffung solcher Batterien kann schwierig (oder gar unmöglich) werden. Nicht wenn Ihre Kamera aus den 80zigern oder 90zigern stammt. Tipp: vor der Anschaffung einer Kamera die Batteriesituation abklären. Internet sei Dank lassen sich solche Recherchen einfach durchführen . Tipp: die Datenbank von www.butkus.org.
- Verfügt ihre Kamera über einen eingebauten Belichtungsmesser ? Das lässt sich in den meisten Fällen schnell rausfinden 🙂 Kamera einschalten und durch den Sucher schauen. Wenn seitlich eine Nadel oder evtl. LED` Lämpchen ersichtlich sind , und diese auch auf veränderte Lichtverhältnisse reagieren (Batterie OK?) sind sie auf der sicheren Seite. Falls Nein benötigen sie für ihre Fotopirsch einen (externen) Belichtungsmesser.

Die Bedienung eines analogen Belichtungsmessers ist keine Hexerei: per Knopfdruck werden die Lichtverhältnisse gemessen. Der eruierte Lichtwert (häufig auch in engl. “EV” für Exposure Value) wird dann auf eine Skala übertragen. Dann lassen sich die Blenden (f oder f-stop) / Zeitkombinationen (Time) ablesen. Tipp 1: Bei ihrer Messung sollten sie darauf bedacht sein, nicht allzuviel vom hellen Himmel mit in ihre Messung einzubeziehen (u.U. Verfälschung des Ergebnisses u. Fehlbelichtung des Films). Tipp 2 : Falls Sie eine Digitalkamera ihr eigen nennen: messen sie die Szene mit dem Hand-Beli , stellen sie ihre DSLR auf “M” , und übertragen die Blenden-Zeit-Kombination vom BeLi in die Kamera, schiessen das Bild und prüfen das Histogramm. Wenn Sie richtig gemessen haben sollte das Bild gelungen sein !
5. Bevor Sie einen Film einlegen überprüfen sie nochmals kurz auf Staub u/o. verschmutze Linsen. Alles gut? OK. Legen sie einen Schwarzweiss-Film mit 400 ISO ein .Wichtig : ISO(ASA)-Wert an der Kamera einstellen ! Viele mir bekannte Fotografen verwenden als Standard den 100 ISO-Film. Als Anfänger sind sie mit einem um 2 Blenden schnelleren Film (das Blende-Zeit-ISO-Dreieck! ) besser bedient und auf der sicheren Seite um verwackelte Bilder zu vermeiden. (Empfehlung : S. Schüngel`s YT-Kanal, Blende-ISO-Zeit SUPER erklärt; hier gehts zum Video >>> )
6. Zeit für ihren ersten Film ! ich empfehle ihnen ihren ersten Film bei “vernünftigem” Licht zu schiessen. Bei freundlichem Wetter machts erstens mehr Spass, und zweitens sehen sie sich auch nicht mit schwierigen Lichtverhältnissen konfrontiert. Vermeiden Sie Belichtungszeiten unter 1 /60 Sek. ; vermeiden sie frontales Sonnenlicht ; gehen sie ran ans Motiv , bei Portraitaufnahmen auch an den Hintergrund denken ….; bei Landschaftsaufnahmen auf einen waagrechten Horizont achten ; Kamera ruhig und sicher (beidhändig) halten, den Auslöser vorsichtig aber bestimmt drücken. , …allzu farbige Motive wirken oftmals nicht auf SW-Film; halten Sie statt dessen Ausschau nach kontrastreichen Szenen ; geometrischen Mustern u.dgl. ; Auch Banales, Alltägliches kann in S&W interessant und ästhetisch wirken !

Ihr erster Film ist “im Kasten” ; lassen sie ihn dort entwickeln wo sie ihn gekauft haben. In der Zukunft , und bei “höherem Filmaufkommen” können sie sich überlegen, ob sie Filme selber entwickeln wollen… ; freuen Sie sich an den garantiert gelungenen Aufnahmen, und geben sie mir bitte ein Feedback 🙂 Es ist klar, dass ein “Online-Fotoschnellkurs” noch keinen Meister macht. Mit jedem verschossenen Film mehr werden ihre Skills gehont und zur Perfektion vorangetrieben. Und wenn’s mal nicht klappt wie gewünscht : lassen sie sich nicht entmutigen 🙂 Viel Spass, und “allzeit Gut Licht” !