Mit der Spotmatic unterwegs

Tagesausflug mit der alten “Asahi Pentax” ans Schwabenmeer

Bei fantastischem Spätsommerwetter haben wir uns kurzerhand mal wieder was gegönnt : einen Ausflug an den schönen Bodensee ! Mit dem Zug frühmorgens ab Winterthur direkt nach Konstanz. Und 50 Minuten später bereits das Auge über den weiten, stillen See schweifen lassen. Daran könnte ich mich gewöhnen…

Vereinzelt ein paar Pendler die zur Arbeit unterwegs sind; und sonst Ruhe und (noch) kühle Seeluft. Dies sollte sich dann im Laufe des Tages noch ändern. Im Bundesland Baden-Württemberg dauern die Ferien noch bis 11.9. ; Myriaden von Eiscreme-vernichtenden Tagesausflüglern (natürlich unter strikter Einhaltung der Social Distancing – Regeln…) haben sich zum grossen Ferienfinale zusammengefunden. Irgendwie abstrakt die Szenerie. Und “C19” ist plötzlich weg, weit weit weg….

Idealerweise liegt der Konstanzer Bahnhof quasi direkt am See; im Nu sind wir am Port. Es ist kurz vor 8, und es scheint, als schlafen die Konstanzer Gastrounternehmer noch….Eigentlich wären wir (über)reif für einen Kaffee ! Mit etwas Glück (…) doch noch fündig geworden, bestellen wir Kaffee und Crèpe. Hah!!! Einem gesunden Frühstück (mit etwas Deko-Eiscreme) steht nichts im Wege. Keine Frage : blauer Himmel und See-Idylle (mit Crèpes!) = Holiday Mode is “ON” :-). Manchmal sind wir doch mit Kleinigkeiten schon richtig Happy. Die Franzosenfläden waren, wie sich bald darauf herausstellte, am Vorabend ziemlich lieblos “auf Halde” produziert worden und wurden uns dann nächstentags zum Frass vorgeworfen. Mit uns kann man das ja machen… Von halbfeuchten, kalt servierten Hirschlederlappen mit Zimtgeruch lassen wir uns doch die “Ferien “nicht vermiesen 🙂

Abb.1 : Meine Frau Joy, Partnerin, Best Friend, Assistant..mit viel viel Verständnis für meine Hobbies…

Asahi Pentax Spotmatic F

Wer wie ich Freude an alten analogen Kameras hat kennt vielleicht die Spotmatic-Modelle von Pentax bereits. Den anderen interessierten Lesern möchte ich meine persönlichen Eindrücke (oder neudeutsch “feels and chills”) vermitteln. Das ist übrigens weder Review noch Bedienungsanleitung. Die gibt’s an anderer Stelle im Internet bestimmt zur Genüge. Wer sich für technische Daten, historische Hintergründe usw. interessiert findet unter diesem Link infos zur Spotmatic F.

Abb.2 : Ganz in Schwarz : rock-solide japanische SLR von 1973, mit angeschraubtem 1.4/50mm Objektiv

Technik ? Spartanisch…mit Pfiff.

Hand aufs Herz : wer heutzutage durch den Sucher einer digitalen Kamera schaut und den Auslöser betätigt erwartet nichts geringeres als korrekt belichtete Bilder. Die SLR-Kameras der 60ziger und 70ziger Jahre verfügten über keinerlei Automatik. Die frühen Spiegelreflexkameras hatten keine eingebauten Belichtungsmesser. Externe BeLi`s wurden entweder per Hand betätigt oder der Kamera an- oder aufgesetzt.

Einer der ganz grossen Meilensteine der Kameratechnik fällt in diese Ära; in den 60 und 70ziger Jahre wurde die TTL-Technik zur Marktreife gebracht. Aufs Einfachste erklärt : das durch das Objektiv einfallende Licht wird im Kamera-Innern gemessen. Dies erlaubt dem Fotografen, seine Belichtungszeit den Verhältnissen anzupassen, bevor er den Auslöser betätigt. TTL ist der Standard , auch 50 Jahre später. Wer es ganz genau wissen will und sich etwas vertiefter mit TTL befassen will sei dieser Artikel auf Wikipedia ans Herz gelegt.

Fotografieren mit der Spotmatic F

Wie bereits erwähnt: hier läuft nichts automatisch. Keine Programmautomatik, weder Blenden- noch Verschlusszeitenautomatik, und Autofokus war damals auch noch kein Thema 🙂 Fotografieren mit solch altem “Geschirr” ist Handwerk, und dieser Umstand ist mit ein Grund für die Entschleunigung, welche mit der analogen Fotografie einhergeht. Nach diesem kleinen Exkurs (sorry 🙂 zurück zum Thema : Fotografieren mit der Spotmatic F ist einfach : Film einlegen, Filmempfindlichkeit nach Wunsch einstellen, Belichtungszeiten evtl. anpassen (im Sucher ist eine Nachführnadel sichtbar), scharfstellen, und auslösen .

Abb.3: Zeitig am Morgen im Hafen der Hobbykapitäne
Abb. 4 : Die “Schwaben” , vertäut im Konstanzer Hafen

Haptik für Fortgeschrittene

Nein, natürlich nicht nur 🙂 Aus meiner persönlichen Sicht (und für meine mittelgrossen Hände) ist die Haptik perfekt. Die Kamera liegt schön in der Hand und fühlt sich dementsprechend gut an. Sie ist relativ schwer, aber nicht zu schwer, und im Vergleich zu meiner “Nikkormat” kommt kein Lastesel-Gefühl auf. Ich schätze mal, das sich das Gewicht (inkl. Normalobjektiv) auf ca. 1kg beläuft. Alles in Allem ist meine Spotmatic eine verlässliche Begleiterin . Was mir NICHT gefällt ist der Mangel an einem Schnittbildsucher. Die Mikroprismenmattscheibe bereitet Mühe. Auf die Schnelle fokussieren ist (vor allem bei nicht mehr ganz so tollem Sehvermögen) schlecht machbar.

Fetisch TAKUMAR Objektive ? Kann…muss aber nicht 🙂

Wer meine Seiten verfolgt weiss es schon : ich halte nichts von Markenfetisch. Hin und wieder ergibt sich die Gelegenheit um markenhörige Kamerafetischisten zu belauschen. Da mach ich mir einen Spass daraus. Merke : die Objektive aus dem Hause Asahi Pentax haben einen ausgezeichneten Ruf, kein Thema. Aber gloryfizieren muss man die Dinger deswegen nicht, finde ich. Der M42-Objektivanschluss, der bis 1975 bei Pentax verbaut wurde lässt zahlreiche Optionen zu. M42 erachte ich als das schlauste Anschluss-System, dass jemals für Kameras entwickelt wurde. Zahlreiche japanische ,deutsche und russische Kamerabauer haben M42 verwendet; dies bedeutet dass die Komponenten (Kamerabodies, Objektive, Makroringe usw. usw .) beliebig untereinander austauschbar sind !

Abb. 5 : Detail vom Kaiserbrunnen (Marktstätte, Konstanz)
Abb. 6 : Gebäude vis a vis Bahnhof Konstanz
Abb. 7 : Meersburg
Abb.8 : Im Städtchen Meersburg unterwegs
Abb. 9 : Marina / Bootsvermietung in Meersburg
Noch ein paar Infos zu Ausrüstung + Bildern :

Kamera : SLR Asahi “Pentax Spotmatic F” (1973)

BackUp – Beli : Gossen Digiflash

Objektive + Filter : SMC TAKUMAR 1:1.4/50 , Super Takumar 1:3.5/28, Schutzfilter Tamron u. HOYA (beide Skylight 1A) ; HOYA Yellow K2 , HOYA Orange (G)

Stativ : INNOREL RT80C

Filme : SchwarzWeiss-Negativfilme Fomapan 200 (Pullentwicklung @ 100ISO) ; Agfa APX 100

Fotochemie : Kodak HC-110, ARS-IMAGO Stop-und Fixbad

Digitalisiert mit : EPSON V600 Photo Scanner (1200 dpi); die Fotos wurden nicht (ausser wo erwähnt) digital nachbearbeitet; es wurde auch kein Staub entfernt.

Fotos :

Abb. 1 : “Joy”, APX100, 50mm-Linse ; Abb. 2 : meine Kamera (Digitales Pic) ; Abb. 3 : Boote am Morgen , Fomapan 200@100; Weitwinkel, Stativ, Orangefilter , Abb. 4 : Die “Schwaben” (mit Versuch, die wilden Lichtreflexionen am Schiffsbauch einzufangen), APX100, Weitwinkel, Gelbfilter, Stativ ; Abb. 5 : Vögel am Kaiserbrunnen , APX100, minimale Anpassung der Tonwerte mit PS Elements (Eine Spotmessung auf den Kopf des mittleren Vogels wäre hilfreich gewesen…) , Abb. 6 : was genau mit einigen Aufnahmen auf dem Fomapan200 passiert ist lässt sich nicht genau eruieren. Ich gestehe, dass ich ein wenig aus der Übung bin in Sachen Film-Handling…(mal ist man stark…mal ist man schwach..) Abb. 7 , 8 und 9 : Aufnahmen in Meersburg auf APX100, Weitwinkelobjektiv, Orangefilter u. Stativ. Abb. 10 : “Der Seifenblasenmann” Ausschnitt aus Negativ , APX100 ( minimal geschärft in PS Elements)

Tschüss Bodensee, bis bald 🙂

Wie heisst es doch so schön ? “Warum auch in die Ferne schweifen.. das Gute liegt so nah”. Wir finden , da steckt viel Wahres drin ! Ein schöner Tag neigt sich dem Ende entgegen. Eine gute Zeit verbracht; dem antiken Kameragerät wieder mal etwas Leben eingehaucht, ein paar Bilder geschossen und die Seele baumeln lassen. Was will man denn mehr ?

Abb. 10 : Der Seifenblasen-Mann erfreut die Kinder

Für Ihre Fragen, Anregungen oder Kritik habe ich ein offenes Ohr. Kommentare und Mail sind jederzeit Willkommen !