Entwicklungshelfer fĂĽr 120er Film

120er – Film nervt ?

Wer hin und wieder mit der Mittelformatkamera fotografiert und seine Filme selber entwickelt weiss wovon ich rede.

Den 120er-Film auf die Spirale zu “zaubern” kann manchmal zum frustrierenden Projekt werden. Wenn der Film auch nach mehreren Anläufen noch immer nicht in die Sprirale eingefĂĽhrt werden kann (oder wieder herausspringt…) hat schon manch einer die Nerven verloren.

Gerade bei sommerlichen Temperaturen fangen die Hände im Wechselsack an zu schwitzen…und wenn dann endlich der Film auf der Spirale ist kanns nach dem Wässern zur bösen Ăśberraschung kommen: FingerabdrĂĽcke auf dem Film…

120er – Film – Frust muss nicht sein !

Ich bin kĂĽrzlich ĂĽber einen simplen Trick gestolpert; YouTube sei Dank!

Einmal mehr bestätigt sich die Aussage von der Macht des Einfachen! Von nun an spule ich meine 120er-Filme in 30 Sekunden auf die Entwicklerspirale. So machts richtig Spass !

Und so gehts :

  1. Erstmal die beiden MetallkĂĽgelchen aus der Spirale entfernen.
  2. Einen Streifen festes Papier (L=ca.20cm) und Breite=61mm zuschneiden und bereits ausserhalb des Sacks ca. 5 od. 6cm in die Spirale einfĂĽhren (siehe Foto)
  3. Im Sack : Film-Deckpapier lösen und vorsichtig zerknĂĽllen bis der Film ertastet werden kann. Dann Film auf das Papier legen, einschieben, Film festhalten mit Zeigefinger und Daumen, ; Papierstreifen rausziehen. Dann wie gewohnt “Ritsch-Ratsch” Bewegung und den Film ganz aufspulen. Funktioniert. Garantiert ohne Stress !

So. Das wars schon. Ein wirklich einfacher Hack. Nicht auf meinem Mist gewachsen…nichts desto trotz absolut wertvoll 🙂

P.S. Am Sonntag, dem 6.März treffen wir uns zum ersten “Analogue Afternoon” ; folge uns auf unserem FB-Kanal !   >>> Facebook

Mit der Studiokamera auf Fotopirsch

Mit der Grossformatkamera unterwegs

 

 

Studiokameras heissen so, weil man sie im Studio benutzt (und auch da lassen sollte > Stichwort Bandscheibe)…aber eben…In Folge einer mangelnden Alternative in Form einer eleganten und äusserst praktischen “Linhof Master Technika”, “Nagaoka”, “Tachihara” , “Shen Hao” oder ähnliche portable SchmuckstĂĽcke aus Bavaria oder Fernost muss die alte Linhof Kardan Color 45S “dran glauben” ; eine Grossformatkamera auf optischer Bank. Zugegeben : es gibt handlichere Kameras um auf Fotopirsch zu gehen…aber dassoll ja nicht das Thema sein 🙂

 

 

 

 

Optische Bank ?

 

 

Kurz erklärt : eine optische Bank ist ein Schienensystem, auf dem optische Elemente wie Linsen, Blenden etc. mechanisch verstellt werden können um , im Falle der Grossformatkamera, Linien zu begradigen , perspektivische Einstellungen zu manipulieren und / oder selektive Schärfebenen zu erzeugen. (Keine Angst, ich will Sie nicht mit Physik langweilen…)

 

 

 

 

“Wer hat`s erfunden ?” Ein Ă–sterreicher namens Scheimpflug

 

 

Theodor Scheimpflug studierte Maschinenbau und Photogrammetrie an der Technischen Hochschule in Wien. Im Jahre 1901 machte er eine grössere Erbschaft und forschte und experimentierte von nun an intensiv . Er fotografierte Landschaften (Luftaufnahmen) von Ballon oder Drachen. Sein 1906 entwickeltes und patentiertes Gerät erlaubte es , Bilder zu entzerren und korrekt darzustellen. Ohne seine Erkenntnis, das Objektebene, Objektivebene und Film(Sensor)ebene sich an einer Schnittkante treffen mĂĽssen, um korrekte Abbildungen zu erstellen wäre die Fotografie wie wir sie heute kennen nicht denkbar. Die “Scheimpflugsche Regel” war geboren.

 

 

 

 

Wer hier an dieser Stelle einen detaillierten Beschrieb der Wirkungsweise…und möglicherweise auch noch die Auflösung mathematischer Formeln aus dem Optik-Fachbuch erwartet muss ich leider enttäuschen…weil : das 1. kompliziert ist…und 2. keinen Spass macht 🙂   Ganz ohne Physik geht’s leider auch nicht….obwohl wir ja eigentlich bloss ein paar Bilder  schiessen wollen…

 

 

 

 

 

 

SWISS MADE Präzision : hier stellvertretend fĂĽr technische Kameras auf optischer Bank :die “SINAR P” (1970). Studio/Fachkamera – typische Teile sind : #1 Objektivebene(Frontstandarte) ; #2 Filmebene mit Mattscheibe (RĂĽckstandarte) , #3 Balgen,längenverstellbar , #4 optische Bank, mit mech. Verstellbarkeit der Komponenten in alle Richtungen , #5, Objektiv, mit dem SINAR-typischen Hinterlinsen-Verschluss (andere Hersteller verwenden Linsen mit integr. Zentralverschluss) Bild:Wikipedia 

 

 

Dem “Bankgeheimnis” auf der Spur 🙂

 

 

Es liegt auf der Hand, dass solche Kameras, damals wie Heute, vorwiegend von professionellen Werbe- und Architekturfotografen benutzt werden. Sie haben richtig gelesen : auch Heute noch werden solche Kameras benutzt, weil es schlicht und einfach nichts besseres gibt. Oftmals sogar noch mit Filmmaterial. Wo möglich kommen jedoch sogenannte Digital-Backs zum Einsatz. Wer mehr über neue technische Grossformatkameras erfahren will : auf den Websites der Münchner Kameramanufaktur Linhof , oder der Fa. SINAR gibts mehr Infos.

 

 

 

 

Im Nahbereich und bei Architekturaufnahmen liegen die grossen Vorteile der optischen Bank. Und Dank Herrn Scheimpflug konnte das “Bankgeheimnis” gelĂĽftet werden 🙂

 

 

 

 

 

 

Knorr-Werbung der 60/70ziger Jahre : Im Nahbereich ist das Problem der Schärfentiefe besonders schwerwiegend, weil sie sich hier stark verringert. Durch Verschwenkung der Standarten konnte die Tiefenschärfe über das gesamte Bild erzielt werden. (Quelle: Verlag Grossbildtechnik, München)

 

 

 

 

Kamera-Einstellungen fĂĽr die obige Aufnahme nach Scheimpflug. Film-Ebene , Objektiv-Ebene und Objekt-Ebene treffen sich im Schnittpunkt.

 

 

Foto und Grafik aus : “Die Hohe Schule der Kameraverstellung” ; Verlag Grossbildtechnik GmbH,MĂĽnchen . Download hier ( 24 Seiten-PdF , 7,3 Mb)

 

 

 

 

 


 

 

 


 

 

 


 

 

“An die Standarten ; Fertig; Los ” 🙂

 

 

So weit so gut mit der Theorie. Meine Web-Beiträge richten sich in erster Linie an den interessierten Laien; oder an den Foto-Neuling. Darum wird manchmal auch etwas ausgeholt, um den manchmal etwas komplexen Stoff etwas “verdauungsfreundlicher” zu gestalten. Quasi “de-mystifizieren” versuchen (mit Betonung auf “Versuchen”…)

 

 

 

 

Mit dem sprichwörtlichen “Sack und Pack” (Stativ, Bankrohr, Standarten, Balgen, Objektiv, Dunkeltuch, Filmhalter, Belichtungsmesser….) ging`s Mitte Oktober, bei herrlichem Wetter ganz spontan los nach 8314 Kyburg. Nicht nur das Museum Schloss Kyburg ist sehenswert, nein auch die alten Riegelhäuser des kleinen sympathischen Dörfchens laden zum Fotografieren ein ! Schnell ist ein Motiv gefunden und erste Vorbereitungen getroffen. Apropos “Schnell” : schnell passiert hier gar nichts 🙂 wer schnell will soll das Handy nehmen oder die Digitale. Das hier hat eine andere Dimension …. Grossformatfotografie mit optischer Bank will zelebriert werden !

 

 

 

 

 

 

Macht sichtlich Laune : Kurt`s erste Versuche mit der Grossformatkamera

 

 

Social Media” ? Und wie ! 🙂

 

 

 

 

Es kann (und wird) passieren, dass Sie von wildfremden Menschen angesprochen werden, wenn sie mit solchem “Geschirr” hantieren. Interessant wie so eine Kamera als “sozialer Eisbrecher” fungieren kann. Menschen mögen analog nun einmal mehr als digital. Das freut mich jeweils sehr. Bemerkungen wie z.B. “wow, ist die aber alt” und ähnliche stecke ich natĂĽrlich souverän weg… 🙂 ( erinnern mich “auf dramatische Art und Weise” an mein eigenes “Baujahr”….die Kamera ist noch ein paar Jahre jĂĽnger als ich…..)

 

 

 

 

Vorbereitungen : Komposition und Fokus

 

 

Wie bereits erwähnt : “schnell ein Foto schiessen” läuft nicht (ausser vielleicht bei sehr routinierten Fotografen). FĂĽr Hobbyaner wie mich beginnt das “Abenteuer optische Bank” bereits mit den Vorbereitungen. Das Objekt steht fest : mein Buddy und “1.Assistent” Kurt und ich wollen dieses fantastische Riegelhaus fotografieren. Um den genauen Kamerastandort auszuloten ist diese App äusserst hilfreich ! Jetzt muss erstmal das Stativ aufgestellt werden .

 

 

 

 

 

 

So. Die Kamera steht am richtigen Ort und die Standarten wurden bereits mit der Wasserwaage ins Lot gesetzt. Ein provisorische Komposition wurde bereits vorgenommen. Änderungen diesbezüglich könnten mit einer seitlichen Verschiebung der Standarten vorgenommen werden. Um die berüchtigten stürzenden senkrechten Linien zu vermeiden muss die Frontstandarte noch nach Oben verschoben werden.

 

 

 

 

Ein Dunkeltuch ist vor allem an sonnigen Tagen zwingend nötig, um überhaupt etwas auf der Mattscheibe zu erkennen . Um die finalen Einstellungen nochmals zu kontrollieren muss am Objektiv die grösstmögliche Blendeneinstellung vorgenommen werden, damit das Bild im Sucher einigermassen hell erscheint. (bei diesem Objektiv ist das Blende 5.6)

 

 

Aristoteles, Da Vinci, Goethe….

 

 

Das Phänomen der “Camera Obscura” haben sich bereits diese weisen Männer zu Nutze gemacht, um Abbildungen auf Papier anzufertigen ; lange bevor die erste Fotografie dann im Jahre 1826 angefertigt wurde.

 

 

 

 

 

 

Der Camera Obscura Effekt : das Motiv im Sucher (resp. auf der Mattscheibe) steht Kopf und ist Seitenverkehrt. Das kann anfangs etwas irritierend sein. Man beachte auch den Grössenvergleich von 4×5 inches und Kleinbildnegativ.. Lesenswert : Camera Obscura auf Wikipedia

 

 

Belichtungszeit…aber Wie ? 🙂

 

 

Was auf den ersten Blick als “sowieso klar und einfach” erscheinen mag kann den Fotografen schon mal vor Probleme stellen. Die “korrekte” Belichtungszeit bei grossformatigen Negativen zu eruieren ist eine etwas diffizilere Angelegenheit als beim Kleinbildformat. Moderne Film- oder Digitalkameras haben sowieso Automatikprogramme, welche fĂĽr den Fotografen (auch) die Belichtungszeit (oder Verschlusszeit) berechnen. In der Regel ist das ein Mittelwert vom im Vergleich recht komprimierten Bildfeld. Doch auf unserem Negativ hat es PLATZ, da ist nichts komprimiert….hier gibt es definierbare Zonen mit abgeschattetem GebĂĽsch, ein mittelgrauer Boden… eine helle und eine mittelhelle Fassade und ein sehr heller Himmel. Diese Zonen mĂĽssen mit einem Spotmeter (1-Grad-Messfeld) angemessen werden, um im Idealfall einen Mittelwert zu berechnen. Die “korrekte” Belichtungszeit ergibt sich aus den Vorstellungen des Fotografen und der Bildwirkung, welche er erzielen will . Welche Zonen im Bild (und fĂĽr die Bildwirkung!) relevant sind entscheidet er alleine und nimmt dementsprechend die Einstellung am Verschluss des Objektives vor. (siehe auch “Das Zonensystem” von Ansel Adams, Link )

 

 

 

 

 

 

Scan vom 4×5-Negativ : hier wurde klar auf die schattigen Stellen belichtet. Mit dem Spotbelichtungsmesser konnten die einzelnen relevanten Zonen angemessen und beurteilt werden. Der Kontrastumfang der Szene war an diesem Nachmittag ziemlich hoch; die helle Fassade links im Bild kurz vor dem “ausfressen” der Lichter. Film : Fomapan 100ISO , entwickelt mit KODAK HC-110 (1+31) bei 20 C fĂĽr 6 Minuten. Beim digitalisieren des Negativs wurde die Tonwertkurve nicht verändert; es wurde weder geschärft noch anderweitige Veränderungen (ausser Grössenreduzierung) vorgenommen.

 

 

“Zu den Wurzeln der Fotografie”…und wieder zurĂĽck

 

 

NatĂĽrlich gibt es im 21.Jahrhundert Kameras, welche den Einsatz von Grossformatkameras weitgehend ĂĽberflĂĽssig machen können. Das Problem der Schärfentiefe im Nahbereich wurde digital gelöst, indem mittels sog. Focus Stacking software-mässig die Schärfe “zurechtgemauschelt” wird.

 

 

 

 

Sogenannte Shift-Objektive sind in der Lage, den vorderen Teil der Linse anzuheben um eine pseudo-perspektivische Veränderung vorzunehmen. Das bedeutet : keine stürzenden Linien mehr bei Architekturaufnahmen.

 

 

 

 

Im Zusammenspiel mit High-End-Objektiven , Software, schnellen Computern , modernster Mittelformat-Kameratechnik und digitalen Rückteilen ist der Fotoprofi in der Lage , sämtliche fotografischen Aufgaben zu lösen, garantiert !

 

 

 

 

Die Grossformatkamera kann Vieles , wie auch hier in diesem Download nachzulesen ist…PLUS, sie hat Charme, und kann Passanten zu einem Lächeln verfĂĽhren oder ein Gespräch anzetteln. Mit ihr wurde schon vor 130 Jahren fotografiert. Auch heute noch lassen sich Glasplatten mit Kollodion und Silbernitrat beschichten…oder mit beschichteten Blechplatten (wie damals im Hinterzimmer des Western Saloons) einzigartige Positive anfertigen. Das ist fĂĽr mich Foto-Faszination pur und durch nichts zu ersetzen. (Versuchen Sie mal, eine beschichtete 4×5 Glasplatte in eine 70`000.- sfr. “Phase One” zu schieben 🙂

 

 

 

 

An dieser Stelle möchte ich Ansel Adams, einen der ganz grossen Fotografen des vergangenen Jahrhunderts zitieren :

 

 

 

 

I don`t take a picture , I make a picture

A.Adams

 

 

Mit einem Dankeschön an Buddy und 1.Assistant Kurt Weilenmann endet mein Blogbeitrag; viel Freude beim “Bilder machen” !

 

 

 

 

 

Mit der Spotmatic unterwegs

Tagesausflug mit der alten “Asahi Pentax” ans Schwabenmeer

Bei fantastischem Spätsommerwetter haben wir uns kurzerhand mal wieder was gegönnt : einen Ausflug an den schönen Bodensee ! Mit dem Zug frĂĽhmorgens ab Winterthur direkt nach Konstanz. Und 50 Minuten später bereits das Auge ĂĽber den weiten, stillen See schweifen lassen. Daran könnte ich mich gewöhnen…

Vereinzelt ein paar Pendler die zur Arbeit unterwegs sind; und sonst Ruhe und (noch) kĂĽhle Seeluft. Dies sollte sich dann im Laufe des Tages noch ändern. Im Bundesland Baden-WĂĽrttemberg dauern die Ferien noch bis 11.9. ; Myriaden von Eiscreme-vernichtenden TagesausflĂĽglern (natĂĽrlich unter strikter Einhaltung der Social Distancing – Regeln…) haben sich zum grossen Ferienfinale zusammengefunden. Irgendwie abstrakt die Szenerie. Und “C19” ist plötzlich weg, weit weit weg….

Idealerweise liegt der Konstanzer Bahnhof quasi direkt am See; im Nu sind wir am Port. Es ist kurz vor 8, und es scheint, als schlafen die Konstanzer Gastrounternehmer noch….Eigentlich wären wir (ĂĽber)reif fĂĽr einen Kaffee ! Mit etwas GlĂĽck (…) doch noch fĂĽndig geworden, bestellen wir Kaffee und Crèpe. Hah!!! Einem gesunden FrĂĽhstĂĽck (mit etwas Deko-Eiscreme) steht nichts im Wege. Keine Frage : blauer Himmel und See-Idylle (mit Crèpes!) = Holiday Mode is “ON” :-). Manchmal sind wir doch mit Kleinigkeiten schon richtig Happy. Die Franzosenfläden waren, wie sich bald darauf herausstellte, am Vorabend ziemlich lieblos “auf Halde” produziert worden und wurden uns dann nächstentags zum Frass vorgeworfen. Mit uns kann man das ja machen… Von halbfeuchten, kalt servierten Hirschlederlappen mit Zimtgeruch lassen wir uns doch die “Ferien “nicht vermiesen 🙂

Abb.1 : Meine Frau Joy, Partnerin, Best Friend, Assistant..mit viel viel Verständnis fĂĽr meine Hobbies…

Asahi Pentax Spotmatic F

Wer wie ich Freude an alten analogen Kameras hat kennt vielleicht die Spotmatic-Modelle von Pentax bereits. Den anderen interessierten Lesern möchte ich meine persönlichen EindrĂĽcke (oder neudeutsch “feels and chills”) vermitteln. Das ist ĂĽbrigens weder Review noch Bedienungsanleitung. Die gibt’s an anderer Stelle im Internet bestimmt zur GenĂĽge. Wer sich fĂĽr technische Daten, historische HintergrĂĽnde usw. interessiert findet unter diesem Link infos zur Spotmatic F.

Abb.2 : Ganz in Schwarz : rock-solide japanische SLR von 1973, mit angeschraubtem 1.4/50mm Objektiv

Technik ? Spartanisch…mit Pfiff.

Hand aufs Herz : wer heutzutage durch den Sucher einer digitalen Kamera schaut und den Auslöser betätigt erwartet nichts geringeres als korrekt belichtete Bilder. Die SLR-Kameras der 60ziger und 70ziger Jahre verfügten über keinerlei Automatik. Die frühen Spiegelreflexkameras hatten keine eingebauten Belichtungsmesser. Externe BeLi`s wurden entweder per Hand betätigt oder der Kamera an- oder aufgesetzt.

Einer der ganz grossen Meilensteine der Kameratechnik fällt in diese Ära; in den 60 und 70ziger Jahre wurde die TTL-Technik zur Marktreife gebracht. Aufs Einfachste erklärt : das durch das Objektiv einfallende Licht wird im Kamera-Innern gemessen. Dies erlaubt dem Fotografen, seine Belichtungszeit den Verhältnissen anzupassen, bevor er den Auslöser betätigt. TTL ist der Standard , auch 50 Jahre später. Wer es ganz genau wissen will und sich etwas vertiefter mit TTL befassen will sei dieser Artikel auf Wikipedia ans Herz gelegt.

Fotografieren mit der Spotmatic F

Wie bereits erwähnt: hier läuft nichts automatisch. Keine Programmautomatik, weder Blenden- noch Verschlusszeitenautomatik, und Autofokus war damals auch noch kein Thema 🙂 Fotografieren mit solch altem “Geschirr” ist Handwerk, und dieser Umstand ist mit ein Grund fĂĽr die Entschleunigung, welche mit der analogen Fotografie einhergeht. Nach diesem kleinen Exkurs (sorry 🙂 zurĂĽck zum Thema : Fotografieren mit der Spotmatic F ist einfach : Film einlegen, Filmempfindlichkeit nach Wunsch einstellen, Belichtungszeiten evtl. anpassen (im Sucher ist eine NachfĂĽhrnadel sichtbar), scharfstellen, und auslösen .

Abb.3: Zeitig am Morgen im Hafen der Hobbykapitäne
Abb. 4 : Die “Schwaben” , vertäut im Konstanzer Hafen

Haptik fĂĽr Fortgeschrittene

Nein, natĂĽrlich nicht nur 🙂 Aus meiner persönlichen Sicht (und fĂĽr meine mittelgrossen Hände) ist die Haptik perfekt. Die Kamera liegt schön in der Hand und fĂĽhlt sich dementsprechend gut an. Sie ist relativ schwer, aber nicht zu schwer, und im Vergleich zu meiner “Nikkormat” kommt kein Lastesel-GefĂĽhl auf. Ich schätze mal, das sich das Gewicht (inkl. Normalobjektiv) auf ca. 1kg beläuft. Alles in Allem ist meine Spotmatic eine verlässliche Begleiterin . Was mir NICHT gefällt ist der Mangel an einem Schnittbildsucher. Die Mikroprismenmattscheibe bereitet MĂĽhe. Auf die Schnelle fokussieren ist (vor allem bei nicht mehr ganz so tollem Sehvermögen) schlecht machbar.

Fetisch TAKUMAR Objektive ? Kann…muss aber nicht 🙂

Wer meine Seiten verfolgt weiss es schon : ich halte nichts von Markenfetisch. Hin und wieder ergibt sich die Gelegenheit um markenhörige Kamerafetischisten zu belauschen. Da mach ich mir einen Spass daraus. Merke : die Objektive aus dem Hause Asahi Pentax haben einen ausgezeichneten Ruf, kein Thema. Aber gloryfizieren muss man die Dinger deswegen nicht, finde ich. Der M42-Objektivanschluss, der bis 1975 bei Pentax verbaut wurde lässt zahlreiche Optionen zu. M42 erachte ich als das schlauste Anschluss-System, dass jemals für Kameras entwickelt wurde. Zahlreiche japanische ,deutsche und russische Kamerabauer haben M42 verwendet; dies bedeutet dass die Komponenten (Kamerabodies, Objektive, Makroringe usw. usw .) beliebig untereinander austauschbar sind !

Abb. 5 : Detail vom Kaiserbrunnen (Marktstätte, Konstanz)
Abb. 6 : Gebäude vis a vis Bahnhof Konstanz
Abb. 7 : Meersburg
Abb.8 : Im Städtchen Meersburg unterwegs
Abb. 9 : Marina / Bootsvermietung in Meersburg
Noch ein paar Infos zu AusrĂĽstung + Bildern :

Kamera : SLR Asahi “Pentax Spotmatic F” (1973)

BackUp – Beli : Gossen Digiflash

Objektive + Filter : SMC TAKUMAR 1:1.4/50 , Super Takumar 1:3.5/28, Schutzfilter Tamron u. HOYA (beide Skylight 1A) ; HOYA Yellow K2 , HOYA Orange (G)

Stativ : INNOREL RT80C

Filme : SchwarzWeiss-Negativfilme Fomapan 200 (Pullentwicklung @ 100ISO) ; Agfa APX 100

Fotochemie : Kodak HC-110, ARS-IMAGO Stop-und Fixbad

Digitalisiert mit : EPSON V600 Photo Scanner (1200 dpi); die Fotos wurden nicht (ausser wo erwähnt) digital nachbearbeitet; es wurde auch kein Staub entfernt.

Fotos :

Abb. 1 : “Joy”, APX100, 50mm-Linse ; Abb. 2 : meine Kamera (Digitales Pic) ; Abb. 3 : Boote am Morgen , Fomapan 200@100; Weitwinkel, Stativ, Orangefilter , Abb. 4 : Die “Schwaben” (mit Versuch, die wilden Lichtreflexionen am Schiffsbauch einzufangen), APX100, Weitwinkel, Gelbfilter, Stativ ; Abb. 5 : Vögel am Kaiserbrunnen , APX100, minimale Anpassung der Tonwerte mit PS Elements (Eine Spotmessung auf den Kopf des mittleren Vogels wäre hilfreich gewesen…) , Abb. 6 : was genau mit einigen Aufnahmen auf dem Fomapan200 passiert ist lässt sich nicht genau eruieren. Ich gestehe, dass ich ein wenig aus der Ăśbung bin in Sachen Film-Handling…(mal ist man stark…mal ist man schwach..) Abb. 7 , 8 und 9 : Aufnahmen in Meersburg auf APX100, Weitwinkelobjektiv, Orangefilter u. Stativ. Abb. 10 : “Der Seifenblasenmann” Ausschnitt aus Negativ , APX100 ( minimal geschärft in PS Elements)

Tschüss Bodensee, bis bald 🙂

Wie heisst es doch so schön ? “Warum auch in die Ferne schweifen.. das Gute liegt so nah”. Wir finden , da steckt viel Wahres drin ! Ein schöner Tag neigt sich dem Ende entgegen. Eine gute Zeit verbracht; dem antiken Kameragerät wieder mal etwas Leben eingehaucht, ein paar Bilder geschossen und die Seele baumeln lassen. Was will man denn mehr ?

Abb. 10 : Der Seifenblasen-Mann erfreut die Kinder

FĂĽr Ihre Fragen, Anregungen oder Kritik habe ich ein offenes Ohr. Kommentare und Mail sind jederzeit Willkommen !

Analog fĂĽr Neulinge

Analoge Fotografie : die ersten Schritte sicher bewältigen

“Aller Anfang ist schwer” sagt ein altes Sprichwort. Das ist in der Film-Fotografie bestimmt auch so. Digitalfotografen habens da einfacher : Zielen, abdrĂĽcken und fertig. Zur Sicherheit gleich noch eine Salve hinterher schiessen…. mindestens eine von den 10 gemachten Aufnahmen wird bestimmt gut 🙂

Bei Film läufts anders. Analog fotografieren heisst (auch) Entschleunigen. Vor dem geistigen Auge sein Bild “komponieren” ; sich ĂĽberlegen ob sich das Auslösen des Verschlusses ĂĽberhaupt lohnt , sich ĂĽberlegen ob es womöglich Sinn machen wĂĽrde auf besseres Licht zu warten .Diese, und etliche andere Ăśberlegungen mĂĽssen gemacht werden. Abhängig vom Motiv, Wetter, Lichtverhältnissen, Film, Filmempfindlichkeit und Tageszeit. Tönt komplex (und ist es auch…). Meister fallen bekanntlich nicht vom Himmel.

Kein Grund zur Panik 🙂 Ich helfe Ihnen, ihre ersten Gehversuche zu meistern !

Wer ernsthaft mit dem Gedanken spielt, in die faszinierende Welt der analogen Fotografie einzusteigen sieht sich oftmals ĂĽberfordert , schon bevor es richtig losgeht.. Die Materie erscheint manchem Laien komplex; zu viele unbekannte Parameter , viele Fragen und keiner in der Nähe der sie beantwortet 🙂 Ă„ltere Interessenten haben hier vielleicht Vorteile, da sie die Ă„ra der Filmfotografie miterlebt haben. Etliche Digitalfotografen liebäugeln (heimlich) wieder mit der guten alten Analogen , die da vergessen, irgendwo in einer Schublade ihr Dasein fristet… Die Tatsache, das wieder frisches Blut in den Adern der Fotoindustrie fliesst ist in erster Linie der Jugend zu verdanken. Die starke Nachfrage hat den Markt befeuert : es gibt etliche spannende neue Filme, Objektive nach Petzval-Bauart (wie vor 100 Jahren), neu mit Steckblenden, ja selbst Digital-RĂĽckteile fĂĽr Vintage- Kleinbild- und Mittelformat-Kameras gibts zu kaufen! ..”es tut sich was  â€ť

Analog fotografieren : so gelingt`s, garantiert !

  1. “Die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt”, nicht wahr. Diese ersten Schritte sind wichtig, wenn Sie nachhaltig Freude am Fotografieren haben wollen. Es ist WICHTIG , ein paar wenige physikalische Dinge zu verstehen. Im Grunde einfache Dinge. Hierbei ist es belanglos, ob ihre Kamera 15.- oder 15k gekostet hat :-), solange Sie Zeit, Blende und ISO (ASA) manuell einstellen können.
  2. Wenn Sie bereits (digital) fotografieren sind sie klar im Vorteil, wenn ihnen die manuelle Bedienung ihrer Kamera geläufig ist. (Zahlreiche Digitalfotografen benutzen bloss die Automatikprogramme und verpassen so die Möglichkeit, kreativ auf die Bildaussage einzuwirken!) Verlassen Sie getrost ihre “Comfort Zone” und stellen sie ihre Kamera auf “M” wie manuell. Zeit, Blende und ISO (ASA) stehen in direkter Beziehung zu einander. Verändern Sie die Werte manuell (z.B. Zeit und Blende bleiben, ISO wird verändert…), verändern sie 2 der 3 Parameter. Vergleichen Sie die Ergebnisse ! Mit einer Digitalkamera lässt sich so auf einfache und anschauliche Weise simulieren, wie sich auch ihre analoge Kamera verhalten wird. (Link weiter unten)
  3. Los geht`s ! Ihre Spiegelreflex- oder Messucherkamera wird nun vorbereitet. Manche Kameras benötigen eine Batterie. Die Beschaffung solcher Batterien kann schwierig (oder gar unmöglich) werden. Nicht wenn Ihre Kamera aus den 80zigern oder 90zigern stammt. Tipp: vor der Anschaffung einer Kamera die Batteriesituation abklären. Internet sei Dank lassen sich solche Recherchen einfach durchführen . Tipp: die Datenbank von www.butkus.org.
  4. Verfügt ihre Kamera über einen eingebauten Belichtungsmesser ? Das lässt sich in den meisten Fällen schnell rausfinden 🙂 Kamera einschalten und durch den Sucher schauen. Wenn seitlich eine Nadel oder evtl. LED` Lämpchen ersichtlich sind , und diese auch auf veränderte Lichtverhältnisse reagieren (Batterie OK?) sind sie auf der sicheren Seite. Falls Nein benötigen sie für ihre Fotopirsch einen (externen) Belichtungsmesser.
Analoger Hand-BeLi (60ziger Jahre?), Bild Helmut SchĂĽtz, Wikipedia; mehr Infos zum Thema Belichtungsmesser > hier

Die Bedienung eines analogen Belichtungsmessers ist keine Hexerei: per Knopfdruck werden die Lichtverhältnisse gemessen. Der eruierte Lichtwert (häufig auch in engl. “EV” fĂĽr Exposure Value) wird dann auf eine Skala ĂĽbertragen. Dann lassen sich die Blenden (f oder f-stop) / Zeitkombinationen (Time) ablesen. Tipp 1: Bei ihrer Messung sollten sie darauf bedacht sein, nicht allzuviel vom hellen Himmel mit in ihre Messung einzubeziehen (u.U. Verfälschung des Ergebnisses u. Fehlbelichtung des Films). Tipp 2 : Falls Sie eine Digitalkamera ihr eigen nennen: messen sie die Szene mit dem Hand-Beli , stellen sie ihre DSLR auf “M” , und ĂĽbertragen die Blenden-Zeit-Kombination vom BeLi in die Kamera, schiessen das Bild und prĂĽfen das Histogramm. Wenn Sie richtig gemessen haben sollte das Bild gelungen sein !

5. Bevor Sie einen Film einlegen überprüfen sie nochmals kurz auf Staub u/o. verschmutze Linsen. Alles gut? OK. Legen sie einen Schwarzweiss-Film mit 400 ISO ein .Wichtig : ISO(ASA)-Wert an der Kamera einstellen ! Viele mir bekannte Fotografen verwenden als Standard den 100 ISO-Film. Als Anfänger sind sie mit einem um 2 Blenden schnelleren Film (das Blende-Zeit-ISO-Dreieck! ) besser bedient und auf der sicheren Seite um verwackelte Bilder zu vermeiden. (Empfehlung : S. Schüngel`s YT-Kanal, Blende-ISO-Zeit SUPER erklärt; hier gehts zum Video >>> )

6. Zeit fĂĽr ihren ersten Film ! ich empfehle ihnen ihren ersten Film bei “vernĂĽnftigem” Licht zu schiessen. Bei freundlichem Wetter machts erstens mehr Spass, und zweitens sehen sie sich auch nicht mit schwierigen Lichtverhältnissen konfrontiert. Vermeiden Sie Belichtungszeiten unter 1 /60 Sek. ; vermeiden sie frontales Sonnenlicht ; gehen sie ran ans Motiv , bei Portraitaufnahmen auch an den Hintergrund denken ….; bei Landschaftsaufnahmen auf einen waagrechten Horizont achten ; Kamera ruhig und sicher (beidhändig) halten, den Auslöser vorsichtig aber bestimmt drĂĽcken. , …allzu farbige Motive wirken oftmals nicht auf SW-Film; halten Sie statt dessen Ausschau nach kontrastreichen Szenen ; geometrischen Mustern u.dgl. ; Auch Banales, Alltägliches kann in S&W interessant und ästhetisch wirken !

“Workforce”, gecropped von KB-Negativ (AGFA SILETTE Sucherkamera 1954; auf Fomapan 200)

Ihr erster Film ist “im Kasten” ; lassen sie ihn dort entwickeln wo sie ihn gekauft haben. In der Zukunft , und bei “höherem Filmaufkommen” können sie sich ĂĽberlegen, ob sie Filme selber entwickeln wollen… ; freuen Sie sich an den garantiert gelungenen Aufnahmen, und geben sie mir bitte ein Feedback 🙂 Es ist klar, dass ein “Online-Fotoschnellkurs” noch keinen Meister macht. Mit jedem verschossenen Film mehr werden ihre Skills gehont und zur Perfektion vorangetrieben. Und wenn’s mal nicht klappt wie gewĂĽnscht : lassen sie sich nicht entmutigen 🙂 Viel Spass, und “allzeit Gut Licht” !