die meisten Teilnehmer von unserem kleinen Fotowalk vom Bellevue durchs Niederdorf vom 6.3. haben ihre Bilder mittlerweile eingereicht . Die will ich euch natürlich nicht vorenthalten .
Es sind dies 14 Schwarzweissaufnahmen (gescannte Negative und Papierabzüge), sowie 3 Farbaufnahmen (gescannte Ektar100-Negs);
Welches Foto gefällt denn am Besten ?
Danke für`s Kommentieren !
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Danke nochmals an alle Teilnehmer; und demnächst mal wieder bei angenehmeren Temperaturen….
So. Der “Grundstein” ist gelegt. Gestern, am 6.3. sind ein paar wenige Fotoenthusiasten unserem Aufruf gefolgt und haben sich am “Bellevue” in Zürich getroffen.
Es ist immer wieder interessant zu erleben, wie Analogfotografen einander begegnen …wie schnell jeweils der “Shutterbug” die Runde macht , und wie viel es jeweils zu erzählen gibt…
Kameratechnik aus acht Jahrzehnten
Filmfotografen unter sich ! Und dies in Echt und nicht bloss online. Schnell werden die analogen Prachtsstücke zum Leben erweckt und gegenseitig bestaunt ! Ob Olympus-Bridge-Kunststoffkamera (mit Top-Qualitätsobjektiv Notabene..) Leicas mit und ohne Spiegel, oder gar eine wunderschöne Zeiss Ikonta aus den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts; ob Minolta, Canon oder Contax : Fotografieren wie Früher , und schon bald wird “losgeklickt” 🙂
Schönstes Wetter , aber Kalt !
Unser erster “Analogue Afternoon” ist schon fast Geschichte…die entwickelten Filme, respektive einzelne Fotos werde ich euch natürlich nicht vorenthalten und in ca. 1 bis 3 Wochen posten. Bin genauso gespannt wie ihr !
Hier ein paar digitale Impressionen (es “muss” ja immer alles schnell gehen…)
Den Teilnehmern vom “Analog Afternoon #1” werde ich in den nächsten Tagen einen Fileshare-Link senden. Danke vorab an Alle für den anregenden Sonntag-Nachmittag !
Studiokameras heissen so, weil man sie im Studio benutzt (und auch da lassen sollte > Stichwort Bandscheibe)…aber eben…In Folge einer mangelnden Alternative in Form einer eleganten und äusserst praktischen “Linhof Master Technika”, “Nagaoka”, “Tachihara” , “Shen Hao” oder ähnliche portable Schmuckstücke aus Bavaria oder Fernost muss die alte Linhof Kardan Color 45S “dran glauben” ; eine Grossformatkamera auf optischer Bank. Zugegeben : es gibt handlichere Kameras um auf Fotopirsch zu gehen…aber dassoll ja nicht das Thema sein 🙂
Optische Bank ?
Kurz erklärt : eine optische Bank ist ein Schienensystem, auf dem optische Elemente wie Linsen, Blenden etc. mechanisch verstellt werden können um , im Falle der Grossformatkamera, Linien zu begradigen , perspektivische Einstellungen zu manipulieren und / oder selektive Schärfebenen zu erzeugen. (Keine Angst, ich will Sie nicht mit Physik langweilen…)
“Wer hat`s erfunden ?” Ein Österreicher namens Scheimpflug
Theodor Scheimpflug studierte Maschinenbau und Photogrammetrie an der Technischen Hochschule in Wien. Im Jahre 1901 machte er eine grössere Erbschaft und forschte und experimentierte von nun an intensiv . Er fotografierte Landschaften (Luftaufnahmen) von Ballon oder Drachen. Sein 1906 entwickeltes und patentiertes Gerät erlaubte es , Bilder zu entzerren und korrekt darzustellen. Ohne seine Erkenntnis, das Objektebene, Objektivebene und Film(Sensor)ebene sich an einer Schnittkante treffen müssen, um korrekte Abbildungen zu erstellen wäre die Fotografie wie wir sie heute kennen nicht denkbar. Die “Scheimpflugsche Regel” war geboren.
Wer hier an dieser Stelle einen detaillierten Beschrieb der Wirkungsweise…und möglicherweise auch noch die Auflösung mathematischer Formeln aus dem Optik-Fachbuch erwartet muss ich leider enttäuschen…weil : das 1. kompliziert ist…und 2. keinen Spass macht 🙂 Ganz ohne Physik geht’s leider auch nicht….obwohl wir ja eigentlich bloss ein paar Bilder schiessen wollen…
SWISS MADE Präzision : hier stellvertretend für technische Kameras auf optischer Bank :die “SINAR P” (1970). Studio/Fachkamera – typische Teile sind : #1 Objektivebene(Frontstandarte) ; #2 Filmebene mit Mattscheibe (Rückstandarte) , #3 Balgen,längenverstellbar , #4 optische Bank, mit mech. Verstellbarkeit der Komponenten in alle Richtungen , #5, Objektiv, mit dem SINAR-typischen Hinterlinsen-Verschluss (andere Hersteller verwenden Linsen mit integr. Zentralverschluss) Bild:Wikipedia
Dem “Bankgeheimnis” auf der Spur 🙂
Es liegt auf der Hand, dass solche Kameras, damals wie Heute, vorwiegend von professionellen Werbe- und Architekturfotografen benutzt werden. Sie haben richtig gelesen : auch Heute noch werden solche Kameras benutzt, weil es schlicht und einfach nichts besseres gibt. Oftmals sogar noch mit Filmmaterial. Wo möglich kommen jedoch sogenannte Digital-Backs zum Einsatz. Wer mehr über neue technische Grossformatkameras erfahren will : auf den Websites der Münchner Kameramanufaktur Linhof , oder der Fa. SINAR gibts mehr Infos.
Im Nahbereich und bei Architekturaufnahmen liegen die grossen Vorteile der optischen Bank. Und Dank Herrn Scheimpflug konnte das “Bankgeheimnis” gelüftet werden 🙂
Knorr-Werbung der 60/70ziger Jahre : Im Nahbereich ist das Problem der Schärfentiefe besonders schwerwiegend, weil sie sich hier stark verringert. Durch Verschwenkung der Standarten konnte die Tiefenschärfe über das gesamte Bild erzielt werden. (Quelle: Verlag Grossbildtechnik, München)
Kamera-Einstellungen für die obige Aufnahme nach Scheimpflug. Film-Ebene , Objektiv-Ebene und Objekt-Ebene treffen sich im Schnittpunkt.
Foto und Grafik aus : “Die Hohe Schule der Kameraverstellung” ; Verlag Grossbildtechnik GmbH,München . Download hier ( 24 Seiten-PdF , 7,3 Mb)
“An die Standarten ; Fertig; Los ” 🙂
So weit so gut mit der Theorie. Meine Web-Beiträge richten sich in erster Linie an den interessierten Laien; oder an den Foto-Neuling. Darum wird manchmal auch etwas ausgeholt, um den manchmal etwas komplexen Stoff etwas “verdauungsfreundlicher” zu gestalten. Quasi “de-mystifizieren” versuchen (mit Betonung auf “Versuchen”…)
Mit dem sprichwörtlichen “Sack und Pack” (Stativ, Bankrohr, Standarten, Balgen, Objektiv, Dunkeltuch, Filmhalter, Belichtungsmesser….) ging`s Mitte Oktober, bei herrlichem Wetter ganz spontan los nach 8314 Kyburg. Nicht nur das Museum Schloss Kyburg ist sehenswert, nein auch die alten Riegelhäuser des kleinen sympathischen Dörfchens laden zum Fotografieren ein ! Schnell ist ein Motiv gefunden und erste Vorbereitungen getroffen. Apropos “Schnell” : schnell passiert hier gar nichts 🙂 wer schnell will soll das Handy nehmen oder die Digitale. Das hier hat eine andere Dimension …. Grossformatfotografie mit optischer Bank will zelebriert werden !
Macht sichtlich Laune : Kurt`s erste Versuche mit der Grossformatkamera
“Social Media” ? Und wie ! 🙂
Es kann (und wird) passieren, dass Sie von wildfremden Menschen angesprochen werden, wenn sie mit solchem “Geschirr” hantieren. Interessant wie so eine Kamera als “sozialer Eisbrecher” fungieren kann. Menschen mögen analog nun einmal mehr als digital. Das freut mich jeweils sehr. Bemerkungen wie z.B. “wow, ist die aber alt” und ähnliche stecke ich natürlich souverän weg… 🙂 ( erinnern mich “auf dramatische Art und Weise” an mein eigenes “Baujahr”….die Kamera ist noch ein paar Jahre jünger als ich…..)
Vorbereitungen : Komposition und Fokus
Wie bereits erwähnt : “schnell ein Foto schiessen” läuft nicht (ausser vielleicht bei sehr routinierten Fotografen). Für Hobbyaner wie mich beginnt das “Abenteuer optische Bank” bereits mit den Vorbereitungen. Das Objekt steht fest : mein Buddy und “1.Assistent” Kurt und ich wollen dieses fantastische Riegelhaus fotografieren. Um den genauen Kamerastandort auszuloten ist diese App äusserst hilfreich ! Jetzt muss erstmal das Stativ aufgestellt werden .
So. Die Kamera steht am richtigen Ort und die Standarten wurden bereits mit der Wasserwaage ins Lot gesetzt. Ein provisorische Komposition wurde bereits vorgenommen. Änderungen diesbezüglich könnten mit einer seitlichen Verschiebung der Standarten vorgenommen werden. Um die berüchtigten stürzenden senkrechten Linien zu vermeiden muss die Frontstandarte noch nach Oben verschoben werden.
Ein Dunkeltuch ist vor allem an sonnigen Tagen zwingend nötig, um überhaupt etwas auf der Mattscheibe zu erkennen . Um die finalen Einstellungen nochmals zu kontrollieren muss am Objektiv die grösstmögliche Blendeneinstellung vorgenommen werden, damit das Bild im Sucher einigermassen hell erscheint. (bei diesem Objektiv ist das Blende 5.6)
Aristoteles, Da Vinci, Goethe….
Das Phänomen der “Camera Obscura” haben sich bereits diese weisen Männer zu Nutze gemacht, um Abbildungen auf Papier anzufertigen ; lange bevor die erste Fotografie dann im Jahre 1826 angefertigt wurde.
Der Camera Obscura Effekt : das Motiv im Sucher (resp. auf der Mattscheibe) steht Kopf und ist Seitenverkehrt. Das kann anfangs etwas irritierend sein. Man beachte auch den Grössenvergleich von 4×5 inches und Kleinbildnegativ.. Lesenswert :Camera Obscura auf Wikipedia
Belichtungszeit…aber Wie ? 🙂
Was auf den ersten Blick als “sowieso klar und einfach” erscheinen mag kann den Fotografen schon mal vor Probleme stellen. Die “korrekte” Belichtungszeit bei grossformatigen Negativen zu eruieren ist eine etwas diffizilere Angelegenheit als beim Kleinbildformat. Moderne Film- oder Digitalkameras haben sowieso Automatikprogramme, welche für den Fotografen (auch) die Belichtungszeit (oder Verschlusszeit) berechnen. In der Regel ist das ein Mittelwert vom im Vergleich recht komprimierten Bildfeld. Doch auf unserem Negativ hat es PLATZ, da ist nichts komprimiert….hier gibt es definierbare Zonen mit abgeschattetem Gebüsch, ein mittelgrauer Boden… eine helle und eine mittelhelle Fassade und ein sehr heller Himmel. Diese Zonen müssen mit einem Spotmeter (1-Grad-Messfeld) angemessen werden, um im Idealfall einen Mittelwert zu berechnen. Die “korrekte” Belichtungszeit ergibt sich aus den Vorstellungen des Fotografen und der Bildwirkung, welche er erzielen will . Welche Zonen im Bild (und für die Bildwirkung!) relevant sind entscheidet er alleine und nimmt dementsprechend die Einstellung am Verschluss des Objektives vor. (siehe auch “Das Zonensystem” von Ansel Adams, Link )
Scan vom 4×5-Negativ : hier wurde klar auf die schattigen Stellen belichtet. Mit dem Spotbelichtungsmesser konnten die einzelnen relevanten Zonen angemessen und beurteilt werden. Der Kontrastumfang der Szene war an diesem Nachmittag ziemlich hoch; die helle Fassade links im Bild kurz vor dem “ausfressen” der Lichter. Film : Fomapan 100ISO , entwickelt mit KODAK HC-110 (1+31) bei 20 C für 6 Minuten. Beim digitalisieren des Negativs wurde die Tonwertkurve nicht verändert; es wurde weder geschärft noch anderweitige Veränderungen (ausser Grössenreduzierung) vorgenommen.
“Zu den Wurzeln der Fotografie”…und wieder zurück
Natürlich gibt es im 21.Jahrhundert Kameras, welche den Einsatz von Grossformatkameras weitgehend überflüssig machen können. Das Problem der Schärfentiefe im Nahbereich wurde digital gelöst, indem mittels sog. Focus Stacking software-mässig die Schärfe “zurechtgemauschelt” wird.
Sogenannte Shift-Objektive sind in der Lage, den vorderen Teil der Linse anzuheben um eine pseudo-perspektivische Veränderung vorzunehmen. Das bedeutet : keine stürzenden Linien mehr bei Architekturaufnahmen.
Im Zusammenspiel mit High-End-Objektiven , Software, schnellen Computern , modernster Mittelformat-Kameratechnik und digitalen Rückteilen ist der Fotoprofi in der Lage , sämtliche fotografischen Aufgaben zu lösen, garantiert !
Die Grossformatkamera kann Vieles , wie auch hier in diesem Download nachzulesen ist…PLUS, sie hat Charme, und kann Passanten zu einem Lächeln verführen oder ein Gespräch anzetteln. Mit ihr wurde schon vor 130 Jahren fotografiert. Auch heute noch lassen sich Glasplatten mit Kollodion und Silbernitrat beschichten…oder mit beschichteten Blechplatten (wie damals im Hinterzimmer des Western Saloons) einzigartige Positive anfertigen. Das ist für mich Foto-Faszination pur und durch nichts zu ersetzen. (Versuchen Sie mal, eine beschichtete 4×5 Glasplatte in eine 70`000.- sfr. “Phase One” zu schieben 🙂
An dieser Stelle möchte ich Ansel Adams, einen der ganz grossen Fotografen des vergangenen Jahrhunderts zitieren :
I don`t take a picture , I make a picture
A.Adams
Mit einem Dankeschön an Buddy und 1.Assistant Kurt Weilenmann endet mein Blogbeitrag; viel Freude beim “Bilder machen” !
Über das Verlangen, ein WOW-Foto zu schiessen , alles zu versuchen, und dennoch …
Lesezeit : ca. 4 Minuten
Die Offenbarung
Machen wir uns nichts vor : wir (ich, Sie er…) fotografieren doch nicht „nur“ aus Freude am Fotografieren, sondern (sei ehrlich!!!) wir freuen uns auch über ein schönes Lob. Ein paar anerkennende Worte ist doch Balsam auf unsere „geschundenen“ , vom vielen Auslösen malträtierten Fingerkuppen. Da tut doch ein Lob wirklich mal gut !
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch 🙂 : Von der Kunst getriebene kreative Menschen wie Sie und ich brauchen die Anerkennung der Ungläubigen nicht zwingend . Wir , die wir unermüdlich auch das unmögliche Bild schiessen wollen. Wir, die Jäger des silber-kristallenen Fotoschatzes 🙂
Die Überlieferung besagt, dass der berühmteste Maler aller Zeiten auch ein Getriebener war (…ähnlich wie Sie und ich…) . Auch er war permanent mit dem Realisieren des “unmöglichen Bildes” beschäftigt. Auch er litt (……) unter der fehlenden Anerkennung seiner Mitmenschen. Seine Inspiration holte er sich bei tagelangen Wanderungen durch südfranzösische Provinzlandschaften . Er malte viel und schnell. Es heisst, er hätte während einer besonders produktiven Phase 70 Gemälde und dutzende Zeichnungen in nur 80 Tagen gefertigt ….
“Malen mit Licht!” Der hier verwendete Grünfilter vor dem Objektiv lässt die natürlichen Grüntöne heller erscheinen. Die Wiese im Vordergrund ist nahezu Weiss ! Dieses Sujet hätte Vincent van Gogh bestimmt auch angesprochen! Manche seiner Bilder hat er (aus Unsicherheit ?) gleich mehrmals gemalt ….(Foto: SW-Negativfilm APX100 ISO @ 160 ISO / HOYA Grünfilter / 2-Bad-Entwicklung)
Die Anfertigung einer analogen Fotografie im 21. Jahrhundert mag für manch einen etwas seltsam oder exotisch erscheinen; eine Hexerei ist es keineswegs. Kameras (alt und neu) sowie Film und Chemikalien sind im Fachhandel erhältlich. Auch die technische Umsetzung etwas fotografisch abzubilden ist kein Problem.
Wo jedoch die Bildaussage zum Anspruch wird reden wir von Kunst. Da wo Vincent, Sie und Ich „unser Bild“ dem Betrachter zeigen wollen tun sich Grenzen auf. Haben wir es hier womöglich wieder mit diesen „unmöglichen Bildern “zu tun ?
Wunschdenken , Ambitionen …
„Wieso tun wir, was wir tun?“ Bei meinem gestrigen Waldspaziergang bei herrlichem Herbstwetter habe ich für mich im Stillen ein bisschen philosophiert 🙂 und mir die eine oder andere „Quizfrage“ gestellt. „und WARUM empfinden wir so oder SO ? Keine Angst : ich will hier keine metaphysischen Abgründe auftun…:-) Aber die Frage soll erlaubt sein :
Warum fasziniert mich genau dieses Motiv so stark, dass ich den Wunsch verspüre , diese Bild GENAU SO einzufangen und für „die Ewigkeit“ zu konservieren ? Das ist Ihnen als Fotograf oder Maler/Zeichner bestimmt auch schon mal so ergangen !
Nicht dass ich dieses Foto machen will, nein : ich muss es machen ! Ich kann gar nicht anders als diese vollkommene Schönheit der Natur auf Film zu bannen. Die Szenerie ist fast unwirklich schön. Ich verlasse den Kiesweg und begebe mich nur ein paar wenige Schritte in den Wald hinein. Rasch ist mein Stativ aufgestellt, und ich überlege mir wie ich meine Belichtungszeit wählen soll.
Es ist mittlerweile so um halb vier; die Sonne steht noch verhältnismässig hoch und „knallt“ durch die Bäume. Gerne hätte ich jetzt ein paar zusätzliche Wolken am Himmel um die Kontraste etwas zu mindern. Eine allgemeine Messung auf eine Graukarte wird nicht zielführend sein. So entscheide ich mich, mit dem Spotmeter (1Winkelgrad) verschiedene bildwichtige Stellen anzumessen.
Schnell wird klar : der Dynamikumfang der Szenerie ist (gelinde gesagt) „etwas grenzwertig“ (und eigentlich wäre eine verkürzte Entwicklungszeit von Vorteil, wenn da nicht die anderen Negative auf meinem Film wären.) Mein 2-Bad-Entwickler kann hoffentlich die Lichter „in Schach halten“ und ein Ausfressen der hellsten Stellen verhindern.
Ich gebe es ungern zu 🙂 , aber ich werde zusehends unsicherer. Ein schäbig gekleideter Mann mit einer Malerstaffelei auf dem Rücken winkt mir im Vorbeigehen aufmunternd zu….(Vincent ?…) . Ich will dieses Bild und deshalb entscheide ich mich für eine ganze Belichtungsreihe. Das muss klappen! Ich belichte insgesamt 15 Bilder (verschiedene Blenden und Belichtungszeiten zwischen 1/30 und 10 Sekunden, kombiniert mit Kontrast-Filtern in Rot, Orange und Gelb. Wäre doch gelacht ; und ich sehe schon den „Fine Print“ vor meinem geistigen Auge. Doch noch bin ich nicht so sicher…Wäre wohl ein Rollei 80s oder ein Ilford Pan F die bessere Filmwahl gewesen….? Wie mag es hier wohl bei Tagesanbruch aussehen….? ….. Wird das wieder eines dieser “unmöglichen” Bilder ???
OK, ein “nettes” Foto. Aber NICHTS das wirklich spektakulär wäre. Die natürliche Schönheit des Waldes, die frische Luft und der Geruch hat mich zu einer regelrechten “Belichtungsorgie” verführt. Die Stimmung, welche ich da im Wald erlebt habe lässt sich nicht so mir nichts dir nichts auf ein 2-dimensionales Medium übertragen. Leider. Nicht Heute…und nicht von mir. Na dann : “Zurück auf Feld 1” !
Irgendwie fühle ich mich erschöpft und leer. Meine gepeinigten Lungen mit „üppig Sauerstoff“ geflutet nach meinem dreistündigen Aufenthalt im Wald mache ich mich gedankenversunken auf den Heimweg . In Gedanken bereits am Entwickeln der Negative.
Am “Paradiesli” stelle ich mein Stativ noch einmal auf und schiesse das letzte Bild des Tages.
“Paradiesli” Winterthur-Seen (mit Blick Richtung Stadt) Belichtet wurde “nach Lehrbuch”, indem die Wiese mit einem Handbelichtungsmesser angemessen wurde. Dem ermittelten mittleren Grauwert wurden dann 2 zusätzliche Blenden spendiert, um den Rotfilter-bedingten Lichtverlust auszugleichen. …Eigentlich hätte ich den Himmel gerne noch etwas dunkler gehabt….und die Wolken noch weisser 🙂
Reflexionen
Wer selber Hin-und wieder kreativ tätig ist hat bestimmt auch schon mit anderen „Kreativlingen“ über eigene Unzulänglichkeiten gesprochen. Da ist nichts dabei, finde ich. Am sprichwörtlichen „Ende des Tages“ ist es unwichtig, wieviele Likes oder Follower jemand hat.
Was zählt und bleibt ist die Freude am Machen. Wir, die wir auf „weiter, schneller, besser“ getrimmt wurden sollten uns Fragen, wohin uns das gebracht hat.
Es ist spät geworden, und bei der Durchsicht meiner Negative kommt trotz Unzulänglichem eine Genugtuung auf. Wer sagt denn, dass dauernd und immerfort eine Verbesserung der Qualität stattfinden muss? Die Kunst liegt schliesslich im Auge des Betrachters !
Ich sinniere noch ein bisschen vor mich hin und denke bewundernd an den ganz grossen Bildermacher van Gogh. Überhaupt beeindrucken mich die Maler und Grafiker der letzten zwei Jahrhunderte mehr als die namhaften Fotokünstler unserer Zeit. (natürlich ohne irgendwas zu werten).
Mit Don Mc Lean`s wunderschönem Song über „Vincent“ lasse ich den Tag ausklingen…..
……….Now, I think I know what you tried to say to me How you suffered for your sanity How you tried to set them free They would not listen, they’re not listening still Perhaps they never will
Haben Sie auch Erfahrungen mit “unmöglichen Bildern” gemacht ? Ich freue mich auf Kommentare und Mails !
Anmerkung : Aufnahmen mit Kleinbild-SLR-Kamera; Zoomobjektiv, Farbfilter. Belichtet auf AGFA APX 100ISO (@160 ISO) ; Entwickelt in 2-Bad-Entwickler (nach Barry Thornton). Digitalisiert mit Epson V600 @1200dpi. Die Negative wurden ansonsten nicht dig. bearbeitet.
Am vergangenen Sonntag war es wieder mal soweit : ich wollte das ultimativ perfekte Foto schiessen. Wohlwissend, dass dies wahrscheinlich kaum passieren wird schreite ich zur Tat 🙂
Hobbyfotografen kennen das Gefühl : Der „Drang“ zu fotografieren (ohne genauere Vorstellungen zu haben Was oder Wo ). Hin und wieder verspüre ich dieses Inspirationsmanko …
Eigentlich liegt ja das Gute so nahe. Ich habe das Glück, am Stadtrand zu leben. Die Natur in unmittelbarer Nähe; oder wenns Urban sein soll bin ich in 20 Busminuten im Zentrum. Oder in einem der Industriegebiete. Der Eschenbergwald und die Flusslandschaft der „Töss“ in greifbarer Nähe..und dennoch: Nein.
Heute solls mal „was besonderes“ sein 🙂
Fotografieren mit der “analogen Digitalkamera” lässt nicht viele Wünsche offen !
Verführt ….von Flickr
Man mag von Flickr halten was man will : die Fotocommunity-Plattform hat durchaus auch Vorteile. Als bestes Feature vielleicht die Suchmöglichkeiten nach Motiv mit (Farb– oder) Schwarzweiss-getaggten Bildern. Oder eine Gruppen-spezifische Suche nach buchstäblich > Allem.
Und so geschah es 🙂 einige hochauflösende SW-Bilder (digital und analog-hybrid) von Blumenarrangements haben mich dazu verführt, eigenhändig mal wieder was in Sachen Table Top Photographie zu versuchen.
Weiches Licht mit der Softbox (50 Watt Tageslicht-Glühbirne), Kamera auf Stativ
“es ist angerichtet” ; (schön der Reihe nach)
Ziemlich schnell stellt sich natürlich die Frage nach dem geeignetem Werkzeug...Nachdem mir bewusst wurde, dass keine meiner Kamera-Objektiv-Kombinationen wirklich Ideal sein würden habe ich mich für die Nikon F100 mit dem SIGMA 2.8/28-105 entschieden. Braucht man (oder Frau) eine High-Tech-Kamera wie die F100 ? Nein, grundsätzlich tut es jede SLR oder Sucherkamera, welche eine einigermassen formatfüllende Abbildung des Objekts zulässt. Und, WICHTIG: über manuelle Einstellmöglichkeiten verfügt.
Die F100 wurde zwischen 1999 und 2011 produziert und gehört mit zu den besten je produzierten semi-professionellen SLR-Kameras. Wer mehr über die F100 erfahren möchte kann dies hier (english) oder hier (deutsch) tun. An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an K. Weilenmann, der mir diese fantastische Kamera geschenkt hat !
Die “Zutaten” für die Stillleben-Fotografie
Stillleben ist eine Jahrhunderte alte Kunstform, und wurde dementsprechend schon lange vor der Erfindung der Fotografie gepflegt. Viele Maler der vergangenen Jahrhunderte malten klassische Stilleben in Öl. Das klassische Stillleben besteht aus 1-3 Dinge (Pflanzen, Blumen, Lebensmittel o.ä.). Die fotografische Umsetzung (aus technischer Sicht) ist recht einfach . Auf einem Tisch (oder einer anderen Ablagefläche) werden das oder die Objekte platziert. Daher auch der bezeichnende Ausdruck “Table Top”. Kamera, (Tages- und /oder Kunst-)Licht, Stativ, Kamera, Bildhintergrund ; das sind im Wesentlichen die Bestandteile. Von grossem Vorteil ist ein geräumiger Raum; resp. genügend Bewegungsfreiheit um allenfalls Kunstlicht – Varianten zu testen. Kann, muss nicht 🙂 Wie so oft im Leben ist der im Vorteil, der für sich das “K.I.S.S.” – Prinzip anwenden kann 🙂
Die Zeiten von Hoch-wattigen Fotolampen ist endgültig vorbei. Heutzutage wird entweder LED-Licht oder , wie im Bild, Tageslichtbirnen verwendet. (50 Watt, 5400 K)
Keine Geduld ? Filmkanister selber konfektionieren !
Wer (wie ich manchmal) keine Geduld hat um die ganze Belichtung eines 36er-Films abzuwarten, oder bloss ein paar wenige Bilder belichten will kann seine Filmpatrone selber befüllen. Hierzu gibt’s käufliche “Bulkloader”, um Film bei Tageslicht ab einer 30-Meter-Spule in die Patrone zu befördern. Man kann jedoch auch bereits verwendete (leere) Patronen wieder mit Film befüllen.
Links: die leere Patrone (mit einem ca. 4cm langen Filmrest) ; Rechts : die neue, volle Filmpatrone mit gerade geschnittenem Leader; festgeklebt mit Tesa-Band
Beide Filmenden sind miteinander verbunden; im Wechselsack verstaut wird nun die gewünschte Länge an Film auf die leere Spule “gekurbelt”. 13 Umdrehungen entsprechen ca. 10 Bildern. (Die Kurbel stammt von einem käuflichen Filmlader)
Der mit “X” bezeichnete Filmkanister enthält ca. 20 Bilder
Schärfe vs. Bildwirkung
Ich gebs zu : ich mags scharf! Scharf ist jedoch nicht gleich scharf 🙂 Manche Schärfefetischisten geben doch tatsächlich tausende von Franken für scharfe Linsen aus, um dann einen 10x10mm Bildbereich mal Faktor XY zu vergrössern und sich daran zu ergötzen… Mein Kommentar an diese Schärfespinner : „Gueti Besserig mitenand:-) “
Das von mir verwendete Zoomobjektiv war für diese Aufgabe , wie bereits erwähnt, nicht ideal. Festbrennweiten haben i.d.R. die besseren optischen Eigenschaften als variable Brennweiten. Zu markenspezifischen Eigenschaften und Unterschieden will ich mich nicht äussern; hier können nur ausführliche (unter Laborbedingungen ausgeführte) Test s schlüssig weiterhelfen.
Bei meinen gemachten Bildern sei auch noch der Faktor Mindestabstand (Objekt zum Objektiv) zu erwähnen…alles in allem eine eher dürftig Notlösung (welche mich letzten Endes doch noch einigermassen zufrieden gestellt hat.)
Und was ist jetzt mit der Schärfe ?
Wenn’s auf den zweiten Blick noch scharf erscheint ist es für mich OK 🙂
Wer jedoch Papierbilder in der Dunkelkammer machen will braucht möglichst scharfe Negative. (Je grösser der Print, desto mehr werden auch evtl Unschärfen augenfällig…)
Wichtiger noch als knackscharfe Bilder ist für mich jedoch die Bildaussage , resp. die Bildwirkung ! Hier scheiden sich natürlich die Geister . Hier wird das alles zur Philosophie. Und das ist gut so. Wäre doch langweilig wenn wir alle gleich ticken würden .
“Es werde Licht” (über Belichtungszeiten…und so.)
So. Das Thema Schärfe lassen wir jetzt mal hinter uns. Wir haben unseren Aufbau erledigt; das Stativ steht stabil; die Kamera hält fest am Panoramakopf (und eine provisorische Komposition des Bildes wurde auch schon gemacht ; die “Pseudo-Softbox” (glücklich ist wer über den Platz für eine richtige Grosse verfügt…) macht ein schönes weiches Licht. Eigentlich steht der Aufnahme nichts mehr im Weg.
Da wäre “nur” noch die Sache mit der Belichtungszeit…
Immer mit dabei : der kleine , feine Gossen Digiflash Belichtungsmesser
Die korrekte Belichtung
Mein kleiner Blog soll ja auch Inspiration und Infoquelle für Anfänger, respektive (Wieder)Einsteiger in die analoge Fotografie sein. Deshalb werde ich hier auch etwas ausholen und die möglichen Vorgehensweisen beim Lichtmessen beschreiben 🙂
Grundsätzlich gilt : die meisten der sich heute noch regelmässig in Gebrauch befindenden Kameras verfügen über einen eingebauten Belichtungsmesser. High-End Kameras wie die Nikon F100 (u.a.) verfügen gleich über mehrere BeLi-Mess-Modi. Bei einfacheren Kameras (mit einem einzelnen Messmodus) wird das sich vom Motiv reflektierende Licht gemessen (=Objektmessung”). Diese Messung ist i.d.R. mittenbetont und ausreichend präzis (für “Wald-und Wiesenfotos”) um die Kameraeinstellungen den Lichtverhältnissen anzupassen.
Genauer wird’s mittels einem externen BeLi, wenn eine “Lichtmessung” gemacht wird. Hierbei wird vom Objekt in Richtung Kamera gemessen. Es ist unbedingt darauf zu achten, dass die Messkalotte nicht direkt dem hellen Licht ausgesetzt wird. Im Zweifelsfall mehrere Messungen machen und vergleichen.
Wer über einen (Kamera-Internen oder ext.) Spotmeter verfügt hat die Möglichkeit , einzelne Bildpartien anzumessen und hieraus Rückschlüsse über die ideale Belichtungszeit zu ziehen. Das Thema ist komplex und es gibt hierzu ausgezeichnete Ressourcen auf dem Web.
Bei Unsicherheit bez. Belichtungszeit 3 Aufnahmen machen mit jeweils dem gemessenen Wert; 1 Blende Über- und 1 Blende Unter-Belichtung.
Welcher Film; welcher Entwickler ?
Grundsätzlich ist (fast) jeder Schwarzweiss (oder Farbnegativfilm) für unser Vorhaben geeignet. Der Anfänger ist sicher gut beraten, erstmal die günstigeren Filme “zu verballern” 🙂 Ich selbst halte mich an günstige SW-Consumerfilme wie Fomapan, Kentmere oder Agfa APX 100 ISO. Ich kann mir schlecht vorstellen, dass meine Fotos 3x so gut aussehen wenn ich einen 3x teureren Film wie z.B. Fuji Acros verwende… aber, wer weiss ? 🙂
Die Vielfalt an Filmen ist enorm, und laufend kommt Neues hinzu. wer also seinem Spiel- und Kreativitätstrieb freien Lauf lassen will findet einen reich gedeckten Tisch vor. Superschnelle und -langsame Filme, Farbverlauffilme mit Überraschungsspezialeffekten, SW-Film mit extra hohem Silberanteil für harte Kontraste und tiefste Schwärzen usw. usw.
In Sachen Entwickler halte ich mich (meistens) an Rodinal oder Kodak HC-110. Beide sind seit Jahrzehnten auf dem Markt. Beide sind vielseitig verwendbar, einfach in der Anwendung und hochverdünnbar (das merkt man dann auch im Portemonnaie). Natürlich bietet der Markt auch noch zahlreiche andere Produkte an. Auch hier gilt : “rumspielen” und ausprobieren 🙂
Rodinal damals 1925
Die “Ausbeute” 🙂
Die Ausbeute meines Sonntag-Nachmittag- Stilllife – Shooting ist nur bedingt zufriedenstellend. Wie erwähnt hat mich die Linse (im Mindestabstand-Nahbereich) etwas enttäuscht. Da hab ich irgendwie mehr erwartet. Gegen die F100 ist nichts einzuwenden. Kein Wunder war sie auch ein begehrtes Werkzeug für Profis. Das einzige kleine Manko ist die fehlende Spiegel-Vorauslösung. (Spiegelschlag kann sich störend bemerkbar machen bei längeren (Stativ-bedingten) Belichtungszeiten….Aber das ist Jammern auf hohem Niveau 🙂
Tech. Specs :
Abb.1 und Abb. 2 : Aufnahme mit Nikon F100/ SIGMA 2.8/28-105, in “M”-Modus (jedoch mit automatischer Fokussierung) , Blenden 8 , resp.11. Bel.zeiten 1sec – 1/60 ; der Bildhintergrund besteht aus einem grauen(!) Tuch und wurde mit dem Gossen-Beli direkt angemessen. Belichtet wurde dann (gemäss A.Adams Zonensystem) 2 Blenden kürzer, um das graue Tuch in Schwarz abzubilden. Das Licht wurde mit einer kleinen Softbox, sowie einer kurzen, warmweissen Röhrenleuchte (auf der linken Bildseite) realisiert. Film APX 100ISO, konventionell in Rodinal (1 Teil Chemie und 50 Teile Wasser) für 10 Minuten entwickelt. Die Bilder wurden mit 1200dpi gescannt, jedoch nicht digital bearbeitet.Abb. 3 : eine Tabletop-Aufnahme aus älteren Tagen. Aufnahme mit Zenza Bronica ETRSi/2.8/75mm, Film Typ LOMOGRAPHY X-PRO Slide 200ISO, cross-entwickelt in Compard Digibase C41 Farb-Negativentwickler; Licht mit entfesseltem Blitz , dig. nachbearbeitet (Bild-Ecken vignettiert) mit GIMP.
“Weisse Blüte”
“Orchideen im hellgrünen Pot“
“almost Caravaggio”
Fazit
Wer Tabletop-Aufnahmen machen will braucht weder eine spezielle Kameraausrüstung, noch Profibeleuchtung, sondern zur Not tuts auch die Nachtisch- oder Bürolampe. Reflektoren aus weissem Papier oder aus Backtrennpapier hergestellte Softboxen. Vielleicht konnte ich Sie etwas inspirieren um sich selber mal als Table-Top-Fotograf zu versuchen ? “Probiäre gaat über studiäre” , Just Do It ! …
Für Ihre Fragen, Anregungen oder Kritik habe ich ein offenes Ohr. Kommentare und Mail sind jederzeit Willkommen !
Analoge Fotografie : die ersten Schritte sicher bewältigen
“Aller Anfang ist schwer” sagt ein altes Sprichwort. Das ist in der Film-Fotografie bestimmt auch so. Digitalfotografen habens da einfacher : Zielen, abdrücken und fertig. Zur Sicherheit gleich noch eine Salve hinterher schiessen…. mindestens eine von den 10 gemachten Aufnahmen wird bestimmt gut 🙂
Bei Film läufts anders. Analog fotografieren heisst (auch) Entschleunigen. Vor dem geistigen Auge sein Bild “komponieren” ; sich überlegen ob sich das Auslösen des Verschlusses überhaupt lohnt , sich überlegen ob es womöglich Sinn machen würde auf besseres Licht zu warten .Diese, und etliche andere Überlegungen müssen gemacht werden. Abhängig vom Motiv, Wetter, Lichtverhältnissen, Film, Filmempfindlichkeit und Tageszeit. Tönt komplex (und ist es auch…). Meister fallen bekanntlich nicht vom Himmel.
Kein Grund zur Panik 🙂 Ich helfe Ihnen, ihre ersten Gehversuche zu meistern !
Wer ernsthaft mit dem Gedanken spielt, in die faszinierende Welt der analogen Fotografie einzusteigen sieht sich oftmals überfordert , schon bevor es richtig losgeht.. Die Materie erscheint manchem Laien komplex; zu viele unbekannte Parameter , viele Fragen und keiner in der Nähe der sie beantwortet 🙂 Ältere Interessenten haben hier vielleicht Vorteile, da sie die Ära der Filmfotografie miterlebt haben. Etliche Digitalfotografen liebäugeln (heimlich) wieder mit der guten alten Analogen , die da vergessen, irgendwo in einer Schublade ihr Dasein fristet… Die Tatsache, das wieder frisches Blut in den Adern der Fotoindustrie fliesst ist in erster Linie der Jugend zu verdanken. Die starke Nachfrage hat den Markt befeuert : es gibt etliche spannende neue Filme, Objektive nach Petzval-Bauart (wie vor 100 Jahren), neu mit Steckblenden, ja selbst Digital-Rückteile für Vintage- Kleinbild- und Mittelformat-Kameras gibts zu kaufen! ..”es tut sich was ”
Analog fotografieren : so gelingt`s, garantiert !
“Die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt”, nicht wahr. Diese ersten Schritte sind wichtig, wenn Sie nachhaltig Freude am Fotografieren haben wollen. Es ist WICHTIG , ein paar wenige physikalische Dinge zu verstehen. Im Grunde einfache Dinge. Hierbei ist es belanglos, ob ihre Kamera 15.- oder 15k gekostet hat :-), solange Sie Zeit, Blende und ISO (ASA) manuell einstellen können.
Wenn Sie bereits (digital) fotografieren sind sie klar im Vorteil, wenn ihnen die manuelle Bedienung ihrer Kamera geläufig ist. (Zahlreiche Digitalfotografen benutzen bloss die Automatikprogramme und verpassen so die Möglichkeit, kreativ auf die Bildaussage einzuwirken!) Verlassen Sie getrost ihre “Comfort Zone” und stellen sie ihre Kamera auf “M” wie manuell. Zeit, Blende und ISO (ASA) stehen in direkter Beziehung zu einander. Verändern Sie die Werte manuell (z.B. Zeit und Blende bleiben, ISO wird verändert…), verändern sie 2 der 3 Parameter. Vergleichen Sie die Ergebnisse ! Mit einer Digitalkamera lässt sich so auf einfache und anschauliche Weise simulieren, wie sich auch ihre analoge Kamera verhalten wird. (Link weiter unten)
Los geht`s ! Ihre Spiegelreflex- oder Messucherkamera wird nun vorbereitet. Manche Kameras benötigen eine Batterie. Die Beschaffung solcher Batterien kann schwierig (oder gar unmöglich) werden. Nicht wenn Ihre Kamera aus den 80zigern oder 90zigern stammt. Tipp: vor der Anschaffung einer Kamera die Batteriesituation abklären. Internet sei Dank lassen sich solche Recherchen einfach durchführen . Tipp: die Datenbank von www.butkus.org.
Verfügt ihre Kamera über einen eingebauten Belichtungsmesser ? Das lässt sich in den meisten Fällen schnell rausfinden 🙂 Kamera einschalten und durch den Sucher schauen. Wenn seitlich eine Nadel oder evtl. LED` Lämpchen ersichtlich sind , und diese auch auf veränderte Lichtverhältnisse reagieren (Batterie OK?) sind sie auf der sicheren Seite. Falls Nein benötigen sie für ihre Fotopirsch einen (externen) Belichtungsmesser.
Die Bedienung eines analogen Belichtungsmessers ist keine Hexerei: per Knopfdruck werden die Lichtverhältnisse gemessen. Der eruierte Lichtwert (häufig auch in engl. “EV” für Exposure Value) wird dann auf eine Skala übertragen. Dann lassen sich die Blenden (f oder f-stop) / Zeitkombinationen (Time) ablesen. Tipp 1: Bei ihrer Messung sollten sie darauf bedacht sein, nicht allzuviel vom hellen Himmel mit in ihre Messung einzubeziehen (u.U. Verfälschung des Ergebnisses u. Fehlbelichtung des Films). Tipp 2 : Falls Sie eine Digitalkamera ihr eigen nennen: messen sie die Szene mit dem Hand-Beli , stellen sie ihre DSLR auf “M” , und übertragen die Blenden-Zeit-Kombination vom BeLi in die Kamera, schiessen das Bild und prüfen das Histogramm. Wenn Sie richtig gemessen haben sollte das Bild gelungen sein !
5. Bevor Sie einen Film einlegen überprüfen sie nochmals kurz auf Staub u/o. verschmutze Linsen. Alles gut? OK. Legen sie einen Schwarzweiss-Film mit 400 ISO ein .Wichtig : ISO(ASA)-Wert an der Kamera einstellen ! Viele mir bekannte Fotografen verwenden als Standard den 100 ISO-Film. Als Anfänger sind sie mit einem um 2 Blenden schnelleren Film (das Blende-Zeit-ISO-Dreieck! ) besser bedient und auf der sicheren Seite um verwackelte Bilder zu vermeiden. (Empfehlung : S. Schüngel`s YT-Kanal, Blende-ISO-Zeit SUPER erklärt; hier gehts zum Video >>> )
6. Zeit für ihren ersten Film ! ich empfehle ihnen ihren ersten Film bei “vernünftigem” Licht zu schiessen. Bei freundlichem Wetter machts erstens mehr Spass, und zweitens sehen sie sich auch nicht mit schwierigen Lichtverhältnissen konfrontiert. Vermeiden Sie Belichtungszeiten unter 1 /60 Sek. ; vermeiden sie frontales Sonnenlicht ; gehen sie ran ans Motiv , bei Portraitaufnahmen auch an den Hintergrund denken ….; bei Landschaftsaufnahmen auf einen waagrechten Horizont achten ; Kamera ruhig und sicher (beidhändig) halten, den Auslöser vorsichtig aber bestimmt drücken. , …allzu farbige Motive wirken oftmals nicht auf SW-Film; halten Sie statt dessen Ausschau nach kontrastreichen Szenen ; geometrischen Mustern u.dgl. ; Auch Banales, Alltägliches kann in S&W interessant und ästhetisch wirken !
“Workforce”, gecropped von KB-Negativ (AGFA SILETTE Sucherkamera 1954; auf Fomapan 200)
Ihr erster Film ist “im Kasten” ; lassen sie ihn dort entwickeln wo sie ihn gekauft haben. In der Zukunft , und bei “höherem Filmaufkommen” können sie sich überlegen, ob sie Filme selber entwickeln wollen… ; freuen Sie sich an den garantiert gelungenen Aufnahmen, und geben sie mir bitte ein Feedback 🙂 Es ist klar, dass ein “Online-Fotoschnellkurs” noch keinen Meister macht. Mit jedem verschossenen Film mehr werden ihre Skills gehont und zur Perfektion vorangetrieben. Und wenn’s mal nicht klappt wie gewünscht : lassen sie sich nicht entmutigen 🙂 Viel Spass, und “allzeit Gut Licht” !