So. Der “Grundstein” ist gelegt. Gestern, am 6.3. sind ein paar wenige Fotoenthusiasten unserem Aufruf gefolgt und haben sich am “Bellevue” in Zürich getroffen.
Es ist immer wieder interessant zu erleben, wie Analogfotografen einander begegnen …wie schnell jeweils der “Shutterbug” die Runde macht , und wie viel es jeweils zu erzählen gibt…
Kameratechnik aus acht Jahrzehnten
Filmfotografen unter sich ! Und dies in Echt und nicht bloss online. Schnell werden die analogen Prachtsstücke zum Leben erweckt und gegenseitig bestaunt ! Ob Olympus-Bridge-Kunststoffkamera (mit Top-Qualitätsobjektiv Notabene..) Leicas mit und ohne Spiegel, oder gar eine wunderschöne Zeiss Ikonta aus den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts; ob Minolta, Canon oder Contax : Fotografieren wie Früher , und schon bald wird “losgeklickt” 🙂
Schönstes Wetter , aber Kalt !
Unser erster “Analogue Afternoon” ist schon fast Geschichte…die entwickelten Filme, respektive einzelne Fotos werde ich euch natürlich nicht vorenthalten und in ca. 1 bis 3 Wochen posten. Bin genauso gespannt wie ihr !
Hier ein paar digitale Impressionen (es “muss” ja immer alles schnell gehen…)
Den Teilnehmern vom “Analog Afternoon #1” werde ich in den nächsten Tagen einen Fileshare-Link senden. Danke vorab an Alle für den anregenden Sonntag-Nachmittag !
Heute war es wieder mal soweit : zum 45. Mal wurde der bekannteste Foto-Flohmarkt der Ostschweiz im Toggenburgischen Lichtensteig abgehalten. Als sich Fotobuddy Kurt vor ein paar Tagen bei mir gemeldet hat mit „Hey kommst du mit?“ galt es bloss noch das „Go-Signal“ vom Wetterfrosch abzuwarten.
Die Lichtensteiger Fotogötter waren uns zum Glück wohlgesinnt, und so ging es heute Morgen früh bei freundlichem Herbstwetter los in Richtung Ost.
Es ist kurz vor acht und erfreulich wenig los auf der Autobahn. Wir reflektieren ein wenig und erinnern uns an unseren letzten Besuch in Lichtensteig vor 3 Jahren. Als die Welt das „C-Wort“ noch nicht kannte.
Der letztjährige Flohmarkt konnte ja leider aus den bekannten Gründen nicht durchgeführt werden…Mit gespannter Erwartung erreichen wir das pittoreske Städtchen Lichtensteig.
Hier wird noch aufgebaut….Sind wir tatsächlich zu früh hier ? Offiziell geht’s dann um 0900 los.
Lichtensteig ist auch ohne Fotoflohmarkt einen Besuch wert ! (An die Perfektionisten unter den Betrachtern: Die Bilder sind weder farboptimiert noch geschärft noch sonst was : die Pics hier in diesem Blogpost sind Impressionen und keine Kunstwerke ; die Freiheit nehm ich mir ! 🙂
Flohmarkt “light”
Nach Kafi und Gipfeli geht’s dann ans Erkunden der mehrheitlich analogen (und reichlich vertretenen digitalen ) Schätze . Schnell wird uns klar : Corona-bedingt kommt der Flohmarkt dieses Jahr eher bescheiden daher.
Offenbar war die Unsicherheit bei etlichen Händlern doch zu gross für eine Teilnahme. Aber natürlich auch verständlich. Leider. Nichtsdestotrotz erfreuen wir uns an den feilgebotenen Schätzen aus vergangener Zeit. Das Angebot, wie erwähnt nicht so üppig wie in früheren Jahren; dennoch (wen wunderts ….) natürlich “hochgradig verführerisch”…..:-)
Nicht bloss Kameras und “Altglas” . Hier kommen auch Bücher, Stiche, Postkarten und sonst noch allerhand Nostalgisches zum Verkauf.
Beratung auf Augenhöhe : ganz schön professionell
Deutsche Mittelformat-Falter, Russische Messsucher-Knipsen, Japanische Trouvaillen….
Gar nicht “Flohmarktig”, jede Menge neue (oder neuwertig) Fototaschen : die Preisgestaltung des Händlers ist da “etwas aus dem Ruder gelaufen” 🙂
Stative in Hülle und Fülle 🙂
Objektive für grossformatige Kameras …aus einer Zeit, da die Brennweite noch in Zentimetern angegeben wurde, und die Blendenverstellung mit einsteckbaren gelochten Blenden gemacht wurde. (“Steckblenden”). Beim grossen Messing-Exemplar handelt es sich um ein 30cm Objektiv für eine 18×24 cm / 8×10 in. Kamera.(was ca. dem 50mm-Kleinbildnormalobjektiv entspricht.)
Im Bann von “Altglas” und Co.
Auch wenn der diesjährige Flohmarkt ziemlich abgespeckt wirkt geht die Faszination alter Fotografika auf uns über und zieht uns in den Bann. Wir lassen uns einfach von Stand zu Stand treiben und absorbieren den “Spirit” , welcher von diesen Zeitzeugen ausgeht. Wie viele Geschichten aus alter Zeit uns diese alte Leica`s oder die Linhof Technika erzählen könnten; mit den alten grossen Messingobjektiven wurde vielleicht schon Ende des 19. Jahrhunderts gekrönte Häupter verewigt, wer weiss…? Gut zu wissen, dass diese Aniquitäten der Nachwelt erhalten bleiben , und vielleicht sogar wieder benutzt werden !
Immer wieder ein Erlebnis ist auch der “Flohmarkt-Groove”, der die interessierten Besucher (automatisch irgendwie 🙂 “einen Gang runterschalten” lässt und ein entspanntes Gesprächsklima schafft. Es tut einfach gut, sich mit “ähnlich Verrückten” zu unterhalten… Hin und wieder taucht auch ein bekanntes Gesicht auf. Mit Wet-Plate Fotograf Herrmann Ritschard , den ich im Frühling letzten Jahres bei der Vorstellung des analogattack-Projektes im Winterthurer “Machwerk” kennengelernt habe tausche ich mich kurz aus und wir verbleiben mit der Absicht, diesen kommenden Winter zusammen etwas Zeit mit Gummidruck, Van Dyke und evtl. anderen Edeldruckverfahren zu verbringen. Das wird auf jeden Fall interessant und spannend !
Nostalgie ; Pur !
Nicht genug des analogen Foto-Charmes ; der Fotoflohmarkt Lichtensteig ist auch Treffpunkt der Drehorgel-Mannen und- Frauen aus dem In- und Ausland 🙂 So werden wir , mal mehr, mal weniger angenehm be-ö(h)rgelt. Aber es ist OK, es passt. Und wer Freude an altem Fotogerät hat wird sich sicherlich auch an Vintage-Autos und Motorrädern erfreuen !
3K (Kurt`s knapper Kontrollblick)
Der freundliche Mann mit der “Flexaret” . Mit dem 125 ISO-Film, bei bedecktem Himmel und max. Blendenöffnung F3.5 ist eine absolut ruhige Hand gefragt…
und noch ein Augenschmaus 🙂
“wenn`s am Schönsten ist…
Langsam aber sicher ziehen Grill-Cervelat- und Bratwurst-Gerüche durch das schmucke Städtchen und erinnert uns daran, dass auch die hartgesottensten Fotografen nicht vom Fotografieren alleine leben…
Ein ausgefülltes, intensives Fotografie-Wochenende mit angenehmen Zeitgenossen verbracht ; gestern Mittag mit Analogfotograf Rolf Duchene “sein” Zürich kennenlernen dürfen , und heute Sonntag mit Küde Weilenmann (Frühe Dia-Reiseberichte > Überland Australien, China/Tibet, Indien, Nepal…) in Lichtensteig unterwegs.
War toll. Lichtensteig: bis im nächsten Jahr !
Detail : Lenker “BSA”
Anmerkungen : Alle Pics mit Nikon D5000; unbearbeitet . Wer Schreibfehler findet darf diese gerne behalten 🙂
Über das Verlangen, ein WOW-Foto zu schiessen , alles zu versuchen, und dennoch …
Lesezeit : ca. 4 Minuten
Die Offenbarung
Machen wir uns nichts vor : wir (ich, Sie er…) fotografieren doch nicht „nur“ aus Freude am Fotografieren, sondern (sei ehrlich!!!) wir freuen uns auch über ein schönes Lob. Ein paar anerkennende Worte ist doch Balsam auf unsere „geschundenen“ , vom vielen Auslösen malträtierten Fingerkuppen. Da tut doch ein Lob wirklich mal gut !
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch 🙂 : Von der Kunst getriebene kreative Menschen wie Sie und ich brauchen die Anerkennung der Ungläubigen nicht zwingend . Wir , die wir unermüdlich auch das unmögliche Bild schiessen wollen. Wir, die Jäger des silber-kristallenen Fotoschatzes 🙂
Die Überlieferung besagt, dass der berühmteste Maler aller Zeiten auch ein Getriebener war (…ähnlich wie Sie und ich…) . Auch er war permanent mit dem Realisieren des “unmöglichen Bildes” beschäftigt. Auch er litt (……) unter der fehlenden Anerkennung seiner Mitmenschen. Seine Inspiration holte er sich bei tagelangen Wanderungen durch südfranzösische Provinzlandschaften . Er malte viel und schnell. Es heisst, er hätte während einer besonders produktiven Phase 70 Gemälde und dutzende Zeichnungen in nur 80 Tagen gefertigt ….
“Malen mit Licht!” Der hier verwendete Grünfilter vor dem Objektiv lässt die natürlichen Grüntöne heller erscheinen. Die Wiese im Vordergrund ist nahezu Weiss ! Dieses Sujet hätte Vincent van Gogh bestimmt auch angesprochen! Manche seiner Bilder hat er (aus Unsicherheit ?) gleich mehrmals gemalt ….(Foto: SW-Negativfilm APX100 ISO @ 160 ISO / HOYA Grünfilter / 2-Bad-Entwicklung)
Die Anfertigung einer analogen Fotografie im 21. Jahrhundert mag für manch einen etwas seltsam oder exotisch erscheinen; eine Hexerei ist es keineswegs. Kameras (alt und neu) sowie Film und Chemikalien sind im Fachhandel erhältlich. Auch die technische Umsetzung etwas fotografisch abzubilden ist kein Problem.
Wo jedoch die Bildaussage zum Anspruch wird reden wir von Kunst. Da wo Vincent, Sie und Ich „unser Bild“ dem Betrachter zeigen wollen tun sich Grenzen auf. Haben wir es hier womöglich wieder mit diesen „unmöglichen Bildern “zu tun ?
Wunschdenken , Ambitionen …
„Wieso tun wir, was wir tun?“ Bei meinem gestrigen Waldspaziergang bei herrlichem Herbstwetter habe ich für mich im Stillen ein bisschen philosophiert 🙂 und mir die eine oder andere „Quizfrage“ gestellt. „und WARUM empfinden wir so oder SO ? Keine Angst : ich will hier keine metaphysischen Abgründe auftun…:-) Aber die Frage soll erlaubt sein :
Warum fasziniert mich genau dieses Motiv so stark, dass ich den Wunsch verspüre , diese Bild GENAU SO einzufangen und für „die Ewigkeit“ zu konservieren ? Das ist Ihnen als Fotograf oder Maler/Zeichner bestimmt auch schon mal so ergangen !
Nicht dass ich dieses Foto machen will, nein : ich muss es machen ! Ich kann gar nicht anders als diese vollkommene Schönheit der Natur auf Film zu bannen. Die Szenerie ist fast unwirklich schön. Ich verlasse den Kiesweg und begebe mich nur ein paar wenige Schritte in den Wald hinein. Rasch ist mein Stativ aufgestellt, und ich überlege mir wie ich meine Belichtungszeit wählen soll.
Es ist mittlerweile so um halb vier; die Sonne steht noch verhältnismässig hoch und „knallt“ durch die Bäume. Gerne hätte ich jetzt ein paar zusätzliche Wolken am Himmel um die Kontraste etwas zu mindern. Eine allgemeine Messung auf eine Graukarte wird nicht zielführend sein. So entscheide ich mich, mit dem Spotmeter (1Winkelgrad) verschiedene bildwichtige Stellen anzumessen.
Schnell wird klar : der Dynamikumfang der Szenerie ist (gelinde gesagt) „etwas grenzwertig“ (und eigentlich wäre eine verkürzte Entwicklungszeit von Vorteil, wenn da nicht die anderen Negative auf meinem Film wären.) Mein 2-Bad-Entwickler kann hoffentlich die Lichter „in Schach halten“ und ein Ausfressen der hellsten Stellen verhindern.
Ich gebe es ungern zu 🙂 , aber ich werde zusehends unsicherer. Ein schäbig gekleideter Mann mit einer Malerstaffelei auf dem Rücken winkt mir im Vorbeigehen aufmunternd zu….(Vincent ?…) . Ich will dieses Bild und deshalb entscheide ich mich für eine ganze Belichtungsreihe. Das muss klappen! Ich belichte insgesamt 15 Bilder (verschiedene Blenden und Belichtungszeiten zwischen 1/30 und 10 Sekunden, kombiniert mit Kontrast-Filtern in Rot, Orange und Gelb. Wäre doch gelacht ; und ich sehe schon den „Fine Print“ vor meinem geistigen Auge. Doch noch bin ich nicht so sicher…Wäre wohl ein Rollei 80s oder ein Ilford Pan F die bessere Filmwahl gewesen….? Wie mag es hier wohl bei Tagesanbruch aussehen….? ….. Wird das wieder eines dieser “unmöglichen” Bilder ???
OK, ein “nettes” Foto. Aber NICHTS das wirklich spektakulär wäre. Die natürliche Schönheit des Waldes, die frische Luft und der Geruch hat mich zu einer regelrechten “Belichtungsorgie” verführt. Die Stimmung, welche ich da im Wald erlebt habe lässt sich nicht so mir nichts dir nichts auf ein 2-dimensionales Medium übertragen. Leider. Nicht Heute…und nicht von mir. Na dann : “Zurück auf Feld 1” !
Irgendwie fühle ich mich erschöpft und leer. Meine gepeinigten Lungen mit „üppig Sauerstoff“ geflutet nach meinem dreistündigen Aufenthalt im Wald mache ich mich gedankenversunken auf den Heimweg . In Gedanken bereits am Entwickeln der Negative.
Am “Paradiesli” stelle ich mein Stativ noch einmal auf und schiesse das letzte Bild des Tages.
“Paradiesli” Winterthur-Seen (mit Blick Richtung Stadt) Belichtet wurde “nach Lehrbuch”, indem die Wiese mit einem Handbelichtungsmesser angemessen wurde. Dem ermittelten mittleren Grauwert wurden dann 2 zusätzliche Blenden spendiert, um den Rotfilter-bedingten Lichtverlust auszugleichen. …Eigentlich hätte ich den Himmel gerne noch etwas dunkler gehabt….und die Wolken noch weisser 🙂
Reflexionen
Wer selber Hin-und wieder kreativ tätig ist hat bestimmt auch schon mit anderen „Kreativlingen“ über eigene Unzulänglichkeiten gesprochen. Da ist nichts dabei, finde ich. Am sprichwörtlichen „Ende des Tages“ ist es unwichtig, wieviele Likes oder Follower jemand hat.
Was zählt und bleibt ist die Freude am Machen. Wir, die wir auf „weiter, schneller, besser“ getrimmt wurden sollten uns Fragen, wohin uns das gebracht hat.
Es ist spät geworden, und bei der Durchsicht meiner Negative kommt trotz Unzulänglichem eine Genugtuung auf. Wer sagt denn, dass dauernd und immerfort eine Verbesserung der Qualität stattfinden muss? Die Kunst liegt schliesslich im Auge des Betrachters !
Ich sinniere noch ein bisschen vor mich hin und denke bewundernd an den ganz grossen Bildermacher van Gogh. Überhaupt beeindrucken mich die Maler und Grafiker der letzten zwei Jahrhunderte mehr als die namhaften Fotokünstler unserer Zeit. (natürlich ohne irgendwas zu werten).
Mit Don Mc Lean`s wunderschönem Song über „Vincent“ lasse ich den Tag ausklingen…..
……….Now, I think I know what you tried to say to me How you suffered for your sanity How you tried to set them free They would not listen, they’re not listening still Perhaps they never will
Haben Sie auch Erfahrungen mit “unmöglichen Bildern” gemacht ? Ich freue mich auf Kommentare und Mails !
Anmerkung : Aufnahmen mit Kleinbild-SLR-Kamera; Zoomobjektiv, Farbfilter. Belichtet auf AGFA APX 100ISO (@160 ISO) ; Entwickelt in 2-Bad-Entwickler (nach Barry Thornton). Digitalisiert mit Epson V600 @1200dpi. Die Negative wurden ansonsten nicht dig. bearbeitet.